Review Bouncing Souls – Comet

Wenn eine Band 20 Jahre lang gemeinsam Musik macht, ist es nicht verwunderlich, wenn irgendwann die notwendige Inspiration ausbleibt, um sich auf einem neuen Release nicht zu wiederholen und Musik zu kreieren, die den eigenen Ansprüchen genügt. Zwar könnten sich die BOUNCING SOULS auf ihrem bisherigen Schaffen ausruhen und nach altbewährtem Rezept packende Punkrock-Hymnen veröffentlichen – dieses Mal war es ihnen allerdings wichtig, ihre unbestreitbare Energie mit einer neuen Frische auf Platte zu packen. „Comet“ wurde daher in zehn Tagen im wahrsten Sinne des Wortes durchgeprügelt und dieses Konzept hört man dem neunten Studioalbum der Punkrock-Institution aus New Brunswick an – es wirkt spontan, energiegeladen und nahezu jugendlich, textlich macht es sich die Band wie gewohnt zwischen sozialkritischen Songs und Liebesliedern bequem. Dabei spielen die BOUNCING SOULS trotzdem ihre ganze Routine aus und beweisen ein beeindruckendes Gefühl für mitreißende Songstrukturen.

Mit abgedämpften Powerchords, wummerndem Bass und treibendem Schlagzeug setzt „Comet“ mit dem klassischen Skatepunk-Song „Baptized“ ein. Die Aggressivität, die diesen Opener (sowie unter anderem auch das mitreißende „Static“) ausmacht, wird im zweiten Song „Fast Times“ oder auch im verhallten „Coin Toss Girl“ durch poppig geprägte Klänge ein wenig ausgeglichen. In diesem Wechsel zwischen eher ruhigen und nach vorne gehenden Songs, zwischen Poppunk und Skatepunk nimmt der Drang, sich sofort auf ein Skateboard zu schwingen, nahezu überhand. Im Gegensatz zu aktuellen Bands, die nach dem Prinzip „härter und schneller“ operieren, zeigen die BOUNCING SOULS, dass man auch mit eingängigen und einfachen, oft poppigen Strukturen (und vor allem: ohne Breakdowns) ein gutes Punkalbum schreiben kann. In der Tradition von Bands wie Millencollin, Bad Religion, Hot Water Music und eben sich selbst, transportieren die BOUNCING SOULS auf „Comet“ eine Energie, als würden sie hier ihre erste Platte veröffentlichen.

Lieder wie der Titelsong spielen im Bereich des US-Punk in einer ganz eigenen Liga und beweisen, dass die BOUNCING SOULS nicht umsonst ihren Rang in diesem Genre innehaben. Wie es bei Punkalben der Fall ist, finden sich aber auch einige Momente, auf die man eher verzichten hätte können – das doch sehr einfach und leicht prollige „We Love Fun“ klingt mit der glatten Stimme von Sänger Greg Attonio zum Beispiel einfach zu brav, als dass man der Band diese Nummer wirklich abnehmen würde. Gleichzeitig zieht sich das Album trotz der kompakten Spielzeit ein wenig zu sehr in die Länge, was wohl einfach daran liegt, dass auf „Comet“ nicht von den altbekannten Punkrockpfaden abgewichen wird und vor allem die poppigeren Nummern sich recht ähneln. Sobald dabei Mosh-Pit-Kracher wie „DFA“, das stark an Weezer erinnerende „In Sleep“ oder der unfassbar melodische Rausschmeißer „Ship In A Bottle“herauskommen, kann man das den BOUNCING SOULS allerdings auch nicht übelnehmen. „Comet“ ist somit ein rundum gelungenes Sommeralbum.

Wertung: 7 / 10

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