Review Buzz Dees – Icke

  • Label: Sholly
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Rock

Nummer zwei für das Solo-Projekt des Gitarristen von Deutschlands meister Band der Welt Knorkator – nach dem Erstling „Mitkomm“ von 2011 legen die BUZZ DEES, die Band um Sechssaiter Sebastian Baur, zum Jahresende jetzt das Neueste in Sachen verschrobenem Deutschrock vor. „Icke“ steht, so der Promozettel, für ein gesundes Selbstbewusstsein; deswegen (und weil man sein Berlinertum eben feiert) beginnt die Platte auch mit der Rezitation der Berliner Klopsgeschichte, bevor aus den Boxen die ersten, für Baurs Gitarrenspiel ziemlich typischen, lässigen Rock-Riffs dringen. Es folgt eine bunte Mischung aus Klartext und ziellosem Nonsens.

Es lässt sich wohl nur schwer ändern, dass man beim Hören der CD immer wieder Vergleiche mit der neuerstandenen Stammband von Bauer anstellt. Aber gerade dadurch fällt auf, dass die BUZZ DEES dann doch an einigen Punkten grundlegend anders ans Werk gehen. Statt klug installierter Klassik-Parts und wutverzerrten Ausbrüchen zeigt sich „Icke“ in einem weitestgehend zivilisierten Klanggewand. In erster Linie zockt man Retro-Rock, der mit Blues, Folk und einigen leichten Elektro-Aspekten gewürzt wird. Das alles hat zwar Charme, wirft aber sicherlich niemanden vom Tresenhocker. Was es jetzt braucht, sind treffsichere Texte, um das solide Instrumentalgerüst zu veredeln.

Dankbarerweise (auch darauf weist der Promozettel hin) handelt keiner der zwölf Songs von Beziehungen oder Liebe im größeren Kontext, womit man sich wohltuend von der Gefühlsduselei der herrschenden Klasse der Deutschrock-Szene absondert – wobei ich mir Buzz Dee auch nur schwer vorstellen kann, wie er ein „Ich liebe dich“ ins Mikro säuselt. Also, nichts davon! Stattdessen gibt es Gold scheißende Kakadus („Kann nich sein“), masochistische Krankenversicherte („Knochensplitter Junkie“) oder neo-dadaistisches Gebrabbel wie in „Rhababermost“. Soweit, so stilsicher. Auch die witzelnd-kritisierende Thematisierung von Berlins Hype-Gebaren und die völlig selbstverständliche Steuerverschwendung unter dem Deckmantel des „Arm-aber-sexy“-Selbstverständnisses funktioniert in dem Song „Alarm in Berlin“ noch bestens. Ja, es wird viel gelacht und geschmunzelt auf diesem Album – die Frage ist, ob auch der Hörer vor dem Album mitlacht.

Denn obwohl „Icke“ ehrlich und charmant ist, die CD ist eben häufig auch ein wenig unordentlich ausgefallen, die Kompositionen ein wenig ziel- und kraftlos und die Texte hin und wieder eher bemüht komisch. In puncto Sprachwitz ist man zwar einer Vielzahl vergleichbarer Kapellen weit überlegen, das ändert aber nichts an der Tatsache, dass manche Textpassagen auch nach mehrmaligem Hören nicht wirklich zünden wollen. Tja, wat soll ick sagen: die BUZZ DEES haben ein durchaus hörenswertes und launiges Album eingespielt, das mir gleichzeitig an zu vielen Stellen zu wenig griffig ist.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert