Review Chris Wicked – Aleine

CHRIS WICKED drop album featuring members of Gorgoroth, Taake, Gaahls Wyrd and Shining, heißt es vielversprechend in der Ankündigung zum Album „Aleine“. CHRIS WICKED ist der Sänger der norwegischen Rockband Malice In Wonderland – und auch Name seines Soloprojektes. Die anderen Namen muss man (Black-)Metal-Fans wohl nicht weiter erläutern. Doch ehe Schwarzmetaller vor Nervosität ihren Kaffee verschütten und das Album bestellen, sollten sie lieber weiterlesen. Und dann das Album bestellen.

Denn „Aleine“ hat viel zu bieten – Black Metal gehört allerdings nicht ansatzweise dazu. Auf seinem Debütalbum widmet sich CHRIS WICKED vielmehr noch ruhigeren Klängen als mit seiner Hauptband: Das Material ist irgendwo zwischen Gothic, Akustik Rock und Post-Punk, zwischen Bands wie Sisters Of Mercy, Depeche Mode und den ruhigen Songs der schwedischen Alternative-Rocker Seigmen zu verorten. Dabei punkten die sieben Songs vor allem durch melancholische Melodien und die gefühlvolle Stimme von CHRIS WICKED: „Ravneprins“ und „Bergen, Bergen“ haben dank dezenter Instrumentierung fast Singer/Songwriter-Flair, der Titeltrack begeistert mit lässigen Gitarren und Disco-Beat und mit „Sørgebånd“ gibt es auf dem Album sogar eine waschechte Rock-Ballade. Dazwischen dürfen auch mal Zerrgitarren sprechen – jedoch allenfalls auf Härtegrad „Kuschelrock“. Das macht aber gar nichts – im Gegenteil: Diese Zartheit steht „Aleine“ ausgezeinet.

Schade ist eigentlich bloß, dass „Aleine“ kaum die Halbstundenmarke knackt: Nach 27:12 Minuten ist man mit dem regulären Material durch; danach folgen noch zwei Remix-Versionen. Die hiefen das Album zwar auf 36:54 Minuten Laufzeit – nach den hinreißenden den Originalversionen sind beide aber eben nicht mehr als Bonusmaterial.

Und Gaahl, Niklas Kvarforth, Hoest und V’gandr? Alle vier haben natürlich wirklich mitgewirkt. Während letztere allerdings “nur” am Bass zu hören sind, sind die Gastbeiträge von Gaahl und Niklas Kvarforth so lieblich ausgefallen, dass man die beiden Schreihälse aufs erste Hören kaum erkennt. Selbst in diesem Detail braucht also niemand auf einen Black-Metal-Einschlag – und sei es nur ein einziges Uh! – zu spekulieren. Gerade darin zeigt sich jedoch die Größe beider Musiker, die bloß auf Black Metal zu reduzieren ein großer Fehler wäre.

Wer sich nicht durch das „Namedropping“ in die Irre führen lässt, und ruhiger, melancholischer Musik aufgeschlossen gegenübersteht, wird CHRIS WICKEDs „Aleine“ als echtes Kleinod kennenlernen, das die knappe Spielzeit durch emotionale Tiefe kompensiert und gerade wegen seine Kürze zum nochmaligen Hören einlädt.

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Wertung: 8.5 / 10

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