Review Chroma Key – Graveyard Mountain Home

  • Label: InsideOut
  • Veröffentlicht: 2004
  • Spielart: Ambient

Viele Leser dieser Seite werden mit “Chroma Key” wahrscheinlich noch keinen näheren Kontakt gehabt haben, geschweige denn sich vorstellen können, um welche Art Musik es sich hier handelt. Dabei steckt dahinter ein durchaus bekannter, begnadeter Musiker, den Fans des härteren Prog vielleicht noch aus „Images And Worlds“ und „Awake“-Zeiten bei Dream Theater kennen. Bis Mitte der 90er war Kevin Moore, seines Zeichen Kopf und Hauptakteur von Chroma Key, nämlich Keyboarder bei den Progheroes.
Nachdem sich die Wege getrennt hatten, beschritt er jedoch neue musikalische Gebiete. Es erschienen unter dem gleichen Pseudonym bisher schon die Alben „Dead Air For Radios“ und „You Go Now“. Bei Chroma Key geht es sehr elektronisch zu. Eine Ambient-Atmosphäre schwebt, neben einer ab und zu eingestreuten Portion Postrock, über allen Stücken des neuen Oveures „Graveyard Mountain Home“. Den Albumtitel des Jahres hat er bei mir schon mal gewonnen. Definitiv.

Mit der „Musik“ auf dem neuen Album muss man sich allerdings eingehender beschäftigen. Es liegt hier kein „Track-by-Track“-Werk vor, sondern ein Konzeptalbum, welches den Film „Age 13“ vertonen soll, der aus den 50er Jahren stammt und in der normalen Ausgabe als Quicktime-Video, in der „Special Edition“ sogar als DVD beigelegt ist. Leider konnte ich meinem Computer beim Abspielen des Movies keinen Ton entlocken, weshalb ich keine Aussagen zur ursprünglichen Filmmusik und der detaillierten Handlung machen kann. Nur soviel: Auf dem CD-Cover ist in kleinen Lettern abgedrückt:
„In his loneliness and out of his longing, an idea occurred to Andrew. If he could fix his mother’s radio, perhaps he could bring her back to life.”

Damit dürfte die Thematik einigermaßen klar sein. Aber zurück zum Inhalt der knapp 55-minütigen Scheibe: Wirkliche Songs findet man hier wie gesagt nicht, Kevin Moore konzentriert sich ganz eindeutig auf das Aufbauen einer dunklen, erdrückenden Stimmung, wobei er neben allerlei Synthiesounds vor allem auf Sprach- und Drumssamples zurückgreift. Der Gesang wird eher als ein weiteres, ergänzendes Instrument betrachtet und spielt deshalb auf dem Album eine untergeordnete Rolle. Es gibt nur zwei Titel, die überhaupt so etwas wie „Gesang“ beinhalten. Das Songwriting ist weiterhin geprägt durch wiederkehrende Motive, die natürlich immer in leichten Variationen dargeboten werden. Insgesamt wirkt das Album unterkühlt, depressiv und bietet sehr experimentelle Sounds und Strukturen an, sodass man von einem einzigartigen Sound sprechen kann. Bereits „Space Dye Vest“ auf dem letzten Dream Theater Album unter Mithilfe von Moore zeigte solche Tendenzen in seinem Songwriting auf, die unter Chroma Key nun wohl die Vorderhand gewonnen haben.

Bei aller Perfektion, die in dieser Platte zu stecken scheint, finde ich aber dennoch einen Wiederhaken, der mir den Zugang deutlich erschwert. So lässt die Musik keinerlei Rückschlüsse auf die Story zu. Ein paar ergänzende Lyrics lassen auch nichts Näheres erahnen. Es könnte somit die Vertonung eines jeden anspruchsvollen Dramas mit klassischem Stoff sein. Dem Hörer genau diese breiten Interpretationsmöglichkeiten zu geben, kann natürlich auch Intention des Komponisten gewesen sein. Wer weiß es letztendlich?

Ich halte „Graveyard Mountain Home“ jedenfalls für eine musikalische Abenteuerreise! Keineswegs als Hintergrundmusik tauglich, jedoch mit Abzügen in der B-Note aufgrund der oben genannten Einschränkung, die für mich bei einem Konzeptalbum keinesfalls gegeben sein darf.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert