Ein Vorurteil, das wohl die meisten Post-Rock-Bands nicht mehr hören können, ist, dass alle Post-Rock-Bands gleich klingen – und doch machen sie es einem nicht unbedingt einfach, von ebendiesem loszukommen.
CONDRE SCR sind eine dieser Bands. Angepriesen als „eine Verschmelzung konturenreicher Rockmusik, vielschichtiger Ambientklänge und kristallklarem Lärm […] für Fans von This Will Destroy You, Earth, Mogwai, Ostinato“ bieten die Deutschen genau das, was man sich darunter so vorstellt: Instrumentalmusik mit breiten Klangteppichen aus geschraddelten Cleangitarren und behäbigen Melodien, dazu aufs Nötigste reduziertes Schlagzeug und leider ebenso aufs Nötigste reduzierte Kreativität. Denn auch wenn das, was CONDRE SCR hier mit ihrem zweiten Album abliefern, gewiss nicht schlecht klingt, ist der Grad an Innovation von „You Are Genious“ doch eher überschaubar. Doch damit könnte ich leben – als viel störender empfinde ich, dass die Band offensichtlich nicht allzu große Stücke auf runde Kompositionen legt: Übergänge zwischen verschiedenen Parts sind oftmals als solche nicht vorhanden, die Songs enden gerne mal mehr oder minder unvermittelt, ohne einen erkennbaren Schluss, und auch eine Klimax in der Spannungskurve ist weder innerhalb der einzelnen Songs noch auf das ganze Album bezogen erkennbar. So pluckert und plätschert „I Am Genious“ reichlich unspektakulär vor sich hin, bis es irgendwann eben vorbei ist.
Generell kann man CONDRE SCR ein Gespür für Komposition nicht absprechen – sind die einzelnen Passagen und bisweilen auch Songs doch durchaus kompetent gemacht und ebenso professionell eingespielt. Allein, ich wüsste nicht, was mich an „I Am Genius“ nachhaltig beeindrucken sollte – hat man doch eigentlich alles, was die Band hier zu bieten hat, bereits bei diversen anderen Bands, und bisweilen eben auch schon kunstvoller in Szene gesetzt, zu hören bekommen.
Wer vollkommen auf instrumentalen Post-Rock abfährt, kann sich mit diesem Album gewiss etwas Zeit vertreiben – auf Dauer dürfte das Werk jedoch sogar ihm etwas zu austauschbar klingen… ist das spannendste an „You Are Genius“ doch definitiv das Coverartwork.
Wertung: 6 / 10