Review Crystal Palace – The System Of Events

Das neue Album der Berliner Art-Rocker CRYSTAL PALACE kann – neben einem unspektakulären, aber mit einer sehr interessanten Formel versehenen Coverartwork – auf zwei absolute Pluspunkte verweisen. Zum einen konnte man mit Yogi Lang und Kalle Wallner zwei Prog-Kollegen der Band RPWL sowie Colin Edwin von Porcupine Tree als Gastmusiker gewinnen. Zum anderen zeichnet für den Sound von „The System Of Events“ ebenfalls Yogi Lang verantwortlich. Das weckte bei mir sogleich Erinnerungen an den warmen, ausgewogenen Klang des letzten RPWL-Albums „Beyond Man And Time“, das mich seinerzeit restlos begeistert hat.

Parallelen mit RPWL sind auch nicht zu überhören, was aber wohl eher an den Vorbildern beider Gruppen liegt. Hier wie dort klingen deutlich Marillion und frühe Genesis durch. Den Hörer erwarten also lange Instrumentalpassagen, sphärische Klänge und eingängige Melodiebögen. Dies ist – sehr summarisch gesprochen – das Erfolgsrezept, mit dem CRYSTAL PALACE ihr neues Album ausgestattet haben. Das alles in einen transparenten und druckvollen Sound gekleidet. In technischer Hinsicht also makellose Arbeit.

CRYSTAL PALLACE bedienen in erster Linie den Geschmack von Freunden der Schnittstelle zwischen melodischem Rock und Prog der frühen Stunde. Dabei setzt man weniger auf vertrackte Rhythmen als vielmehr auf nachvollziehbare Verspieltheit, wie sie beispielsweise bei „As Heaven Dies“ auftritt. Das Stück erinnert mich gerade in den akustischen Parts immer wieder an die Herren von Porcupine Tree zu Zeiten von „Fear Of A Blank Planet“ – allerdings ohne die düstere Atmosphäre dieses Albums. Die Stimmung auf „The System Of Events“ ist weitaus gelöster und erinnert häufig an Riverside auf Antidepressiva. Lediglich der Mittelpart zu „Beautiful Nightmare“ entwickelt eine nachdenkliche, beinahe bedrückende Stimmung – einer der besten Momente des ganzen Albums. Auch das überlange Titelstück entwickelt eine ansprechende, melancholische Stimmung mit Tiefgang. Hier kann man sich richtig in die Töne fallen lassen.

Sehr wohltuend sind zudem all jene Parts, in denen die Band den Härtegrad anzieht und kernige Riffs in Stakkato-Manier abfeuert (so wie in „Sleepless“); diese sind zwar selten gestreut, können aber gerade dadurch die Stimmung der einzelnen Songs aufbrechen. Klarer Pluspunkt – denn wie bei Art-Rock-Scheiben nicht unüblich liegt bei „The System Of Events“ eine gewisse Tendenz zu einlullenden Teppich-Passagen vor. Das ist auch der Grund, warum CRYSTAL PALACE zwar ein blitzsauberes Scheibchen abgeliefert haben, aber eben kein Meisterwerk.

Man zockt sich durch acht definitiv überdurchschnittlich gute Prog-Rock-Stücke mit einer träumerischen Grundstimmung, die das Format zu etwas wirklich Großem haben, denen es allerdings immer wieder an wirklich packenden Momenten fehlt. Es ist der letzte Schliff, auf den der Hörer bis zum Schluss vergeblich wartet. Nichtsdestotrotz sollte niemand, der sich mit Art Rock beschäftigt und Freude an den oben genannten Gruppen findet, hier enttäuscht sein. Mit Kopfhörern am Stück gehört, macht „The Systems Of Events“ durchaus Spaß!

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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