Review Culted – Nous

  • Label: Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Doom Metal

Es ist ein unfassbar eindringlicher Anblick, den „Nous“, das dritte Album der kanadisch-schwedischen Blackened-Doom-Metaller CULTED, mit seinem Coverbild abgibt. Aus leeren Augenhöhlen, in einer flehenden Pose der Hoffnungslosigkeit verharrend, blickt uns darauf der heilige Antonius – beziehungsweise das, was von ihm nach seinem glaubensgetriebenen Auszug in die arabische Wüste übrig geblieben ist – entgegen. Von Elend gezeichnet ist jedoch nicht nur die schauderhafte Darstellung des ägyptischen Mönchs in seiner sich selbst auferlegten Askese. Auch CULTED sollen während der Entstehung der Platte mit Widrigkeiten wie Tod, Krankheit und Existenzkrisen zu kämpfen gehabt haben. Das hört man „Nous“ durchaus an – allerdings leider nicht auf so eindrucksvolle Weise, wie es das Artwork verspricht.

Die Strapazen, aus denen „Nous“ heraus entstanden ist, schlagen sich bereits in der allgemeinen musikalischen Ausrichtung des Albums nieder. In ihren bis zu acht Minuten andauernden Tracks spielen CULTED extremen Metal der sich zäh dahinschleppenden Sorte. Rumpelnde, melodiearme Gitarrenriffs und sich mühsam voranquälende Drums sorgen für ein durch und durch niederdrückendes Klangbild, während unmenschlich harsch verzerrte Screams sich mit der Gier eines Verhungernden in die Gehörgänge hineinfressen.

Darüber schweben oft geisterhaft hallende Soundflächen („Maze“), beunruhigende, mitunter auch vollkommen desolate Clean- und Akustikgitarren („Ankle Deep“) oder rauschendes Noise-Dröhnen. Obwohl der rohe, schwerfällige Stil der Band wie dafür gemacht ist, den Niedergang eines Menschen zu vertonen, gelingt es CULTED doch nicht vollends, ihren vielversprechenden Sound entsprechend packend umzusetzen. Nach dem langsam groovenden „Lowest Class“ und dem etwas dringlicheren „Lifers“ beginnt das bleierne Songwriting, sich mehr und mehr abzunutzen.

Bis das Quartett nach knapp einer Stunde zu seiner entschleunigt rumorenden Doom-Version von Godfleshs „Crush My Soul“ ansetzt, ist man gedanklich schon längst das eine oder andere Mal abgeschweift. Dass die Arrangements größtenteils sehr eintönig und kräftezehrend sind, zugleich aber auch einige gefühlt unpassende Wendungen nehmen („Black Bird“), ist neben der stellenweise auffällig schlampigen Performance der Hauptgrund dafür, dass CULTED die Zuhörer*innenseele letztlich nicht in ihren Grundfesten erschüttern, sondern bestenfalls ermatten.

Mit seiner grotesken visuellen und klanglichen Ästhetik ist „Nous“ im Grunde eigentlich ein faszinierendes Album. Umso größer ist das Bedauern darüber, dass CULTED ihre Songs derart zermürbend aufgebaut und nachlässig hingefetzt haben. Anstatt Black und Doom Metal zu einem eindrucksvollen Œuvre zu bündeln, stolpert die Band hier über die notorische Ungeschliffenheit der ersteren Musikrichtung und die Langatmigkeit, die der letzteren in den schlimmsten Fällen zum Verhängnis wird. So ist „Nous“ alles in allem ein äußerst karges Album, das in Teilen beeindruckt, als Ganzes jedoch kaum über den Genre-Durchschnitt hinauswächst – ein recht bitteres Fazit für ein so mühevoll erarbeitetes Werk.

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Wertung: 6 / 10

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