Review Dame Silú De Mordomoire – A World Of Shadows

  • Label: Naturmacht
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Electronic

Wenn es so etwas wie ein Paradebeispiel für ein Nischen-Musikgenre gibt, dann ist es Dungeon Synth. Inspiriert von den atmosphärischen Ambient-Zwischenspielen auf den frühen Black-Metal-Veröffentlichungen schuf Mortiis wohl als Erster mittels Synthesizern ab etwa Mitte der 90er Jahre ganze Alben dieser Gattung. Bis heute hat außer dem Genre-Begründer jedoch kein Projekt nennenswerte Bekanntheit erlangt. In einer Stilrichtung mit einer derart geringen Breitenwirkung ist es demnach nicht verwunderlich, wenn eine Künstlerin ihr Outlet mit einem sperrigen Namen wie DAME SILÚ DE MORDOMOIRE versieht – Heerscharen an Fans würden sich wohl auch mit etwas Prägnanterem nicht anlocken lassen. Für Fans synthetischer Kerkermusik dürfte „A World Of Shadows“, das neue Album der Französin, allerdings durchaus von Interesse sein.

Mögen die infantil anmutenden, amateurhaften Artworks ihrer bisherigen Veröffentlichungen nicht gerade von künstlerischer Raffinesse zeugen, gelingt es DAME SILÚ DE MORDOMOIRE hier zumindest, in musikalischer Hinsicht zu überzeugen. Den Gepflogenheiten des Genres entsprechend musiziert die Dame hauptsächlich auf dem Keyboard, umgarnt dieses allerdings ungewöhnlich häufig mit ihrer (wenn auch oft wortlosen) Stimmakrobatik. Monoton ist hier weder das Eine noch das Andere.

In ihrer Gesangsperformance wechselt DAME SILÚ DE MORDOMOIRE gekonnt zwischen einem sanften Singsang („Moonlight Rider“), unheimlichem Geflüster („Kingdom Of Liars“) und einem markigen Raunen, für das vermutlich Lisa Gerrard (Dead Can Dance) Modell gestanden ist. Ebenso vielseitig zeigt sich die Solomusikerin in ihrem Umgang mit dem Keyboard. Neben allerlei elektronischen Klängen und Perkussionen simuliert die Kerkerkünstlerin auf dem Instrument ihrer Wahl grazile Harfen, pechschwarzes Cembalo („Melancholia“), zierliche Glöckchen und bombastische, manchmal auch unheilverkündende Bläser („Grim Banners“).

Die Illusion einer echten Orchesterbesetzung erschafft DAME SILÚ DE MORDOMOIRE mit ihren bescheidenen Ressourcen zwar nicht, im Rahmen ihrer Möglichkeiten gelingt es ihr jedoch ausgesprochen gut, Bilder einer magischen Fantasiewelt heraufzubeschwören. Es braucht kein ausgeprägtes Vorstellungsvermögen, um bei „Melancholia“ an eine ihrem Kummer ergebene Burgherrin zu denken, bei „Grim Banners“ vor dem inneren Auge ein eindrucksvolles Heer aufmarschieren zu sehen oder das verspielte „Moonlight Rider“ für eine Ballade eines umherziehenden Troubadours zu halten. Da stört es nur geringfügig, dass DAME SILÚ DE MORDOMOIRE hin und wieder etwas zu schrille Keyboardsounds einwirft.

Den etwas ulkigen DIY-Charakter des Dungeon-Synth-Genres kann DAME SILÚ DE MORDOMOIRE auf „A World Of Shadows“ gewiss nicht abschütteln. Ohne eine Toleranz oder gar Vorliebe für das Amateurhafte wird man mit dem Album wohl nicht viel anfangen können. Wer jedoch die kitschige Ästhetik alter Neoklassik-Gruppen wie Die verbannten Kinder Evas, Dark Sanctuary und Dargaard zu schätzen weiß, wird in „A World Of Shadows“ gewiss einen ähnlichen Reiz erkennen. In einem so spärlich mit Neuem versorgten Genre wie Dungeon Synth sind Newcomer wie DAME SILÚ DE MORDOMOIRE zudem sicherlich immer gern gesehen.

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Wertung: 7.5 / 10

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