Review Dark At Dawn – Noneternal (EP)

Was war damals eigentlich schiefgegangen bei DARK AT DAWN? Da gab es endlich eine norddeutsche Power-Metal-Band, die erfolgversprechend schien und traditionelle handgemachte Musik spielte. Anfänglich sah alles gut aus, es gab Support-Gigs für Saxon und einen Auftritt beim Wacken Open Air. Aber dann? In romantischer Lesart könnte man sagen: zerstört von der fiesen Musikindustrie. Etwas realistischer wäre aber wohl: Scheiße, hatten die ein Pech.

Zuerst dreht sich das Besetzungskarussell zu schnell, dann, als man alles wieder ins Lot gebracht hatte, gab es Ärger mit dem einen Label, einen Wechsel und schließlich verzögerte auch das neue Label den Release eines weiteren Albums. Als es endlich herauskam, hatte DARK AT DAWN schon wieder personelle Einbußen hinnehmen müssen und warf entnervt das Handtuch – 2007 löste sich die Truppe nach fünf Alben auf, obwohl ihre Musik zuletzt immer besser geworden war. Schade, hätte man sagen können, aber auch wieder ein Lehrstück, dass man nur mit guter Musik keinen Durchbruch schafft.
Glücklicherweise ist das aber nicht das Ende der Geschichte: Im September 2012 ließ die Band verlauten, dass sie sich in alter Besetzung zusammengefunden hatte, eine EP veröffentlichen würde und sogar mit den Legenden von W.A.S.P. auf Tour gingen. Und so steht seit Oktober 2012 „Noneternal“, eine Vier-Track-EP, zur Verfügung – leider aber nur online. Denn dieses Mal haben DARK AT DAWN die Labels einfach außen vor gelassen. Aus der Bandbiografie sicher eine nachvollziehbarer Entscheidung, die dennoch der Verbreitung wenig dienlich sein dürfte.

Das aber wäre schade, denn DARK AT DAWN machen einfach umstandslos weiter, womit sie aufgehört hatten: Sie spielen ehrlichen, bodenständigen Heavy Metal, der in seiner Spielart z. B. an Bands die Circle II Circle erinnert. Vier abwechslungsreiche Songs, jeder mit einem etwas anderen Charakter, haben es auf „Noneternal“ geschafft. Gemein ist ihnen allen ein ausgeprägter Sinn für Melodieführung und klasse Hooklines im Refrain. Neben der soliden Gitarrenarbeit ist die markante, tiefe Stimme von Sänger Kohlrausch ein wunderbares Wiedererkennungsmerkmal. In der Produktion allerdings wäre noch etwas Luft nach oben gewesen, wie man an dem manchmal etwas dumpfen Schlagzeug hört.

Der Vorteil an EPs ist, dass eine Band im besten Falle nicht in die Versuchung kommt, Füllmaterial aufzunehmen. DARK AT DAWN haben das ernst genommen, sodass jeder Song wirklich gut. Besonders hervorheben muss man aber den Gassenhauer „Arabian Fights“, der nach einem herrlich getragenen Intro zu einem derartig gelungenen Refrain kommt, dass man ihn immer wieder hören will. Wenn die Band dieses Niveau auf ihrem für 2013 angekündigten Album durchhält, sollte es mit dem Teufel zugehen, wenn nicht endlich der Durchbruch gelingt. Es bleibt nur zu sagen: Willkommen zurück, Jungs!

Keine Wertung

Publiziert am von Marc Lengowski

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