Review Dark At Dawn – Dark At Dawn

Ja, es gibt sie noch. Power Metal-Bands, die es schaffen, völlig eigenständig zu klingen, ohne dabei jedes Stück mit Keyboards zu überhäufen oder sich in Gefrickel zu verlieren. DARK AT DAWN ist eine dieser ungewöhnlichen Bands, doch leider haben sich die Jungs aus Osterode im Harz kurz nach Veröffentlichung dieser CD entschlossen, (vorerst) alles ruhen zu lassen. Wie konnte es dazu kommen?Mit drei starken Veröffentlichungen auf dem kleinen Label Iron Glory wuchs die Band schnell zu deren Zugpferd heran und schaffte mit dem Wechsel zu AFM Records 2002 den Sprung in die Oberliga. Dass es dort anders zugeht und man es als kleinste Band eines Labels nicht unbedingt leicht hat, kann sich jeder ausmalen. Das AFM-Debut „Of Decay And Desire“ war dann jedoch durchaus viel versprechend, eine geplante Tour mit Falconer kam aus terminlichen Gründen leider nicht zustande. So verlegte man sich auf das Schreiben neuer Songs und lieferte bereits Anfang 2005 die jetzt (am 01.09.2006) veröffentlichte Platte mit dem damaligen Titel „Land Of Green“ in Schwalmbach ab. Durch Differenzen mit AFM bzgl. Titel, Mastering, Artwork verzögerte sich das Ganze immer weiter und um die Band war es zwischenzeitlich völlig ruhig geworden. Kurz vor Veröffentlichung verkündete Sauer dann seinen Austritt, kurz darauf beschlossen die beiden verbliebenen Recken ebenfalls die Waffen zu strecken. Schuldzuweisungen sind sicher nicht angebracht, niemand weiß was wirklich ablief. Uns bleibt nur zu sagen: „Verdammt Schade!“

Verdammt schade auch oder gerade deshalb, weil „Dark At Dawn“ den Vorgänger streckenweise um Längen schlägt. Klangen beispielsweise die ruhigeren Stellen dort noch etwas schief und konnten nicht wirklich überzeugen, liefert Buddy mit seinem einzigartigen Organ hier wirklich großartige Passagen ab. Nicht, dass der Mann besonders flexibel wäre, was die Tonlage betrifft, nein, er ist sogar extrem eingeschränkt. Doch er schafft es, seine Stimme – die nach 10 durchzechten Nächten mit 20 Flaschen Whiskey und 30 Cohibas auf Lunge klingt – so einzusetzen, dass dies überhaupt nicht stört, sondern das Markenzeichen der Band darstellt. Dies führt zwar dazu, dass man ein, zwei Durchläufe braucht um sich richtig drauf einzulassen, dann begeistert das Trio aber umso mehr.

Los gehts erstmal ziemlich zackig und man knüpft direkt an den eher harten Vorgänger an. Mit „Avalon“ kommt dann jedoch der erste baladeskere Song und wird gleich zu einem absoluten Highlight des Albums. Ohrwurmcharakter weisen zwar auch die anderen Tracks auf, dieser beißt sich aber so richtig fest und geht unter die Haut, wirklich schade das so ein Überstück vielleicht nie live aufgeführt wird! Die obligatorische Bemerkung zur Produktion fällt hier auch durchweg positiv aus. Produziert im hauseigenen Metal Sound Studio von Thorsten Sauerbrey – der sich übrigens auch für fast die kompletten Kompositionen verantwortlich zeigt – und gemastert vom legendären Mika Jussila im Finnvox Studio lässt die CD von dieser Seite keine Wünsche offen. Auch die dezent eingestreuten Keys wissen zu überzeugen.
Rockig geht’s dann mit „Crossbreed“ weiter und „Roses Of Light“ ist eines dieser ganz typischen DARK AT DAWN-Liedchen, das auch schon genauso auf dem Vorgänger hätte sein können. Zu Anfang von „Road To Eternity“ beweist uns Buddy dann, dass er auch „normal“ singen kann, definitiv eines der stärkeren Stücke! Immer wieder fallen die treibenden Gitarren auf, die mit kernigen Riffs der CD die nötige Härte geben. Wenn man bedenkt, dass neben Keys, Drums, Produktion und Komposition Sauer auch hierfür verantwortlich ist, muss man diesem Mann wirklich großen Respekt zollen.

Die auffallend düstere und melancholische Grundstimmung – vielleicht hatte man vor zwei Jahren schon Vorahnung, dass dies das letzte Album werden sollte – wird mit „The Passage“ dann nochmals auf die Spitze getrieben. Der Text scheint eine Vorlage zu haben, Eigennamen und Andeutungen, die für mich leider keinen Sinn ergeben. Macht nichts, trotzdem gefällt’s! Auch die drei restlichen Songs fallen qualitativ nicht ab. Ebenso schön gelungen ist die Gestaltung der CD, wie oben erwähnt einer der Streitpunkte.
Zum Abschluss bleibt nur zu hoffen, dass viele positive Kritiken und CD-Käufe die Band vielleicht noch mal zum Umdenken bewegen können, Potential für weitere großartige Alben wäre definitiv da. Oder um es mit einer Textzeile aus „Avalon“ zu sagen: „To these top we will fly, there’s a bringer of hope!“

Wertung: 8 / 10

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