Review Dark The Suns – All Ends In Silence

Was geht eigentlich ab an der Päivölänkatu in Seinäjoki? Na klar, da hat doch das Label Firebox seine Zelte aufgeschlagen. Zugegebenermaßen kannte ich es bisher gar nicht, aber jetzt spülen sie mir gleichen die doppelte Promo in Form von Grendel und DARK THE SUNS in den Briefkasten. Melodic Dark Metal steht drauf, das kann klappen im sonnigen Frühling, bei manchem kommt es aber vielleicht nicht so dolle an (wobei gerade die Düsterlandsmänner Amorphis immer wieder im Frühjahr veröffentlichen und die Möglichkeit einer Symbiose aus dunkler Atmosphäre und Sonnenschein bestätigen).

Wer den Finnen kennt – also, den richtigen, den echten Finnen – der weiß, dass man es mit Klischees nicht immer so genau nimmt und wer sich Bandname und Albumtitel anschaut, wird erkennen, dass es auch bei DARK THE SUNS nicht anders ist. Dass das nicht zwangsläufig daneben geht, haben die Suomisten zur Genüge unter Beweis gestellt und entsprechend unvoreingenommen gehe ich die Sache an. Und siehe da, in Rekordgeschwindigkeit entpuppt sich das Machwerk um Bandleader und –gründer Mikko Ojala als Easy-Listening par excellence. Gründe hierfür sind schnell gefunden, das bevorzugte Tempo ist mittig, die Songs nicht allzu lang, die Strukturen sind nicht wahnsinnig kompliziert, die Melodien eingängig. Dies trifft vor allem auf das Keyboard zu, immerhin wirbt die Band auch an allen Ecken und Enden mit den „beautiful piano melodies“. Das ist auch tatsächlich richtig, das Keyboard spielt in größten Teilen eben Piano, setzt statt auf opulente Akkordfolgen aber eher auf kleine Melodien, die aus recht wenigen Tönen bestehen und so schnell ins Ohr gehen. Ganz gelungen ist meistens auch das Wechselspiel zwischen männlichem und weiblichem Gesang, wobei ich der Stimme der Trällerelse schon etwas mehr Qualität zugestehen mag. Es ist nicht so, dass Mikko es gänzlich nicht hinbekäme, allerdings weicht er in keinem der zehn Songs von dem heiseren Geröchel ab. Das klingt eine Weile ganz gut, aber wenn die Dame dazu einsteigt, wird es teilweise doch etwas seltsam. Mein Vorschlag: wenn der Mann es mit dem cleanen Gesang nicht so hat, warum schweigt er nicht ab und an eine Weile. Solo ist Mikkos Organ wirklich nicht schlecht, es passt sich ganz gut dem dezenten Gitarrensound an, der zwar durchaus Druck erzeugt, insgesamt aber doch etwas hinter das Piano gemischt wurde. Die aktuell sehr in Mode gekommenen mächtigen Soundwände vermisst man hier also etwas, das Gesamtpaket ist aber stimmig.

Große Neuigkeiten hat Finnland heute also nicht zu verkünden. Bekannte Trademarks neu aufgesetzt, nicht schlecht, zugegeben, aber für den großen Wurf kommt die Musik noch etwas zu gleichförmig daher. Nicht ganz von ungefähr sagt man ja, dass spätestens das dritte Album über das Wohl und Wehe einer Kapelle entscheidet. Songwriterische Fähigkeiten und die nötige Technik sind bei den Herrschaften aus Jyväskylä vorhanden, sie müssen es jetzt nur umsetzen. Wer sich im Netz etwas schlau machen möchte, wählt vorsichtshalber diese Anspieltipps an, danach sollte man sich über eine mögliche Anschaffung im Klaren sein: Everlasting, All Ends In Silence, Gone.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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