Review Die! Die! Die! – Harmony

Neuseeland ist nicht gerade das Land, welches einem als Erstes in den Sinn kommt, sobald man an innovative Rockmusik denkt. Das schließt allerdings nicht aus, dass von auch von diesem Ende der Welt einige spannende Bands in die internationale Musikwelt aufbrechen und in Szenekreisen für Aufmerksamkeit sorgen. Eine dieser Bands ist DIE! DIE! DIE!, welche mit „Harmony“ bereits ihr viertes Studioalbum vorlegt und in der Vergangenheit unter anderem im Vorprogramm der leider aufgelösten The Blood Brothers Aufsehen erregt hat. Auch wenn beim Hören dieses Albums einige Bands klar als Referenzen erkennbar sind, ist die Musik auf „Harmony“ dennoch eindeutig den drei Musikern aus Dunedin zuzuordnen, da diese es schaffen, unterschiedliche Stile des Alternative Rock auf eine ganz eigene, ansprechende Weise in einen poppigen Mix zu werfen und diesen mit einer unwiderstehlichen Punk-Attitüde darzubieten.

So erinnern der nach vorne preschende Opener „Oblivious Oblivion“, welcher von einem scheppernden Schlagzeug und einem wummernden Bass getragen wird, ebenso wie das atmosphärische „Trinity“ umgehend an …And You Will Know Us By The Trail Of Dead, während das düstere und sperrige „Erase Waves“ auch von den Post-Hardcore-Pionieren Fugazi stammen könnte. Da, wie im verträumten und flächigen „Seasons Revenge“, immer wieder Shoegaze-Einflüsse von Bands wie My Bloody Valentine Eingang in die Musik finden oder auch klassischer Rock nicht zu kurz kommt, werden diese Referenzen allerdings permanent überschrieben, wodurch das Album angenehm kurzweilig wirkt. Dass hier trotz der fast durchgehend hoch gehaltenen Geschwindigkeit ein charmanter Pop-Appeal vorherrscht, ist sicher auch auf die großartige Produktion zurückzuführen, die ganz bewusst einen leicht verwaschenen Eindruck erzeugt.

Die Verbindung zwischen dieser Produktion und der durch dissonante Melodien und hohen, gehetzten Gesang erzeugten Rastlosigkeit, die auf „Harmony“ vorherrscht, erinnert häufig an die Dischord-Zeiten aus den 80er und frühen 90er Jahren und wirkt in ihrer Fokussierung auf Gitarre, Bass und Schlagzeug in einer Zeit, in der musikalisch scheinbar die Losung „Fetter, lauter, glatter“ als Ideal gilt, angenehm erfrischend, da hier kein unnötiger Firlefanz vorhanden ist. Auch wenn DIE! DIE! DIE! nicht wie eine Kopie ihrer großen Idole wirken, würde Ihnen dennoch ein Zacken weniger postmodernes Verweisspiel gut zu Gesicht stehen. Darüber hinaus ist fehlt dem Album eine inhärente Dramaturgie, weswegen das Album zwar kurzweilig vorbeizieht, sich allerdings nicht so recht im Ohr festzusetzen vermag. Dennoch macht dieses Album unglaublich Lust, die alte Trainingsjacke und die ausgetretenen Chucks rauszuholen und endlich mal wieder auf ein kleines, verschwitztes, dreckiges Punkkonzert zu gehen.

Wertung: 7.5 / 10

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