Review Disarm Goliath – Born To Rule

  • Label: Pure Steel
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Heavy Metal

Warum taucht ein Ritter mit (noch) wehendem Haar und (noch) brennendem Schwert einer überdimensionierten Kaulquappe mit Beinen hinterher? Oder ist es ein Streifen frischen Monsterblutes, den die Klinge hinter sich herzieht? Wer sich das bis dato zweite Full-Lenght-Album der Briten DISARM GOLIATH zulegt, wird über diese Frage genüsslich sinnieren können, denn „Born To Rule“ wird (nachdem die CD bereits in Eigenregie veröffentlicht wurde) jetzt von den Traditionalisten aus dem Hause Pure Steel als LP erneut unters Volk gebracht. Und das heißt: mit großem Cover. Das Auge wird also soweit bedient.

Ansonsten ist es tatsächlich so, dass man über „Born To Rule“ nur wenige Worte verlieren muss, denn die Musik, die von dem britischen Quintett im Verlauf der gebotenen 36 Minuten gespielt wird, gehört seit 25 Jahren zum Grundbestand der schwermetallischen Szene. Man bewegt sich konsequent in der Schnittstelle von schmissigem NWoBHM und US-Metal, eingewickelt in eine erdige, wenn auch nicht überragende Produktion und versehen mit den klassischen Merkmalen dieser Musik, allem voran der Dominanz der Kopfstimme. Schon der Opener „Embrace The Abyss“ macht, eingeleitet durch einen gellenden Schrei, klar, wie die Marschrichtung aussieht. Man zockt sich durch acht schnörkellose Heavy-Metal-Songs, die von hohen Schreien und melodiösen Gitarren regiert werden.

Das Gros der Songs kommt eingängig und geradlinig daher, man setzt nicht auf zierliche Ornamentik, sondern auf Beton, oder – um im Jargon des Covers zu bleiben – auf den Beidhänder und nicht auf den Degen. So weit, so gut. Überraschend vielschichtig zeit sich das Gitarrenspiel, das mir vor allem in den beiden Stücken „Betrayer“ und „Propaganda“ positiv auffällt. Besonders hinsichtlich der Melodiearbeit erinnert „Born To Rule“ hin und wieder an alte Scheiben von Iron Maiden („Man Of Sins“). Allerdings will der eine oder andere Refrain schlicht nicht ziehen, hat man die eine oder andere Gesangsspur vielleicht schon eine Nummer zu häufig woanders gehört, als dass die CD den Hörer wirklich gefangen nehmen könnte. Genre-Fans der ersten Stunde werden mir mit Sicherheit widersprechen; aber „old school“ ist eben zumeist kein Wert an sich …

Als größte Schwäche entpuppt sich im Verlauf der Platte aber der Gesang, denn dieser kennt nur eine Ausrichtung, hoch, hoch und hoch. Keine Frage, in den richtig hohen Passagen besitzt Steve Bell eine raue und volle Stimme, aber in den Zwischentönen wirkt er nicht immer sicher. Zudem brüllt der Mann teilweise ganze Songstrukturen in den Hintergrund; mit zunehmender Spieldauer strengt das immer mehr an und der letzte Song „Raining Steel“ nervt schlussendlich dann nur noch. Bei dem nicht enden wollenden Geschreie reißt mir zuletzt doch der Geduldsfaden und ich bin nicht undankbar, dass die CD mit diesem Stück ihr Ende findet.

Fazit: „Born To Rule“ ist eine Scheibe für die Traditionalisten des metallischen Volkes und für diese sicherlich nicht uninteressant. Zugegebenermaßen finden sich auf dem Zweitwerk von DISARM GOLIATH einige gute Songs und eingängige Momente. Zu einem Dauerbrenner wird das Album aber mit Sicherheit nicht werden.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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