Review Dismal – Giostra Di Vapore

Ein interessantes Album nicht alltäglicher Kost liefern dieser Tage die Italiener DISMAL mit ihrem bereits vierten Werk „Giostra Di Vapore“. Trotz dieses Umstandes waren mir die Turiner bislang unbekannt, was auch daran liegen mag, dass die letzte Platte immerhin sieben Jahre zurückliegt.

Nun ist man getreu dem Motto „Ein gutes Pils braucht sieben Minuten, ein gutes Album sieben Jahre“ wieder zurück und beglückt den Hörer mit einer exotischen Mischung aus diversen Stilrichtungen. Zu hören gibt es beispielsweise klassische Musik, symphonische Klänge, elektrische Sounds, aber auch Tango oder Walzer. Der Einfachheit halber verkauft man das ganze unter Dark Doom bzw. Gothic Steam, was der Sache aber nicht so ganz gerecht wird. Für beide Einordnungen fehlt doch das düstere Etwas, die Atmosphäre ist hier und da zwar auf melancholisch getrimmt, insgesamt fehlen dafür aber einfach die depressiven Elemente. Dies liegt sicher auch an der mitunter chansonorientierten Herangehensweise im gesanglichen Bereich. Nun muss man das nicht zwingend als Kritik verstehen, Frontfrau Rossana überzeugt unter dem Strich schon über nahezu die gesamte Spielzeit, aber viel Gothic oder gar Doom kann man einfach auf „Giostra Di Vapore“ nicht entdecken.
Ohnehin verstehen sich DISMAL wohl eher als Paten für die ruhigen Momente, nur ganz selten bricht man einmal aus der langsamen Marschroute aus, die Gitarren bleiben weitgehend im Hintergrund und haben selbst in ihrer verzerrten Ausführung einen eher soften Klang. Kann man aber so machen, gerade die Solobegleitungen sind mit einem glühend-warmen Sound versehen, der Lied wie Hörer in einen beinahe schwebenden Zustand erhebt.

Leider ist nicht alles so toll, wie es im ersten Moment klingt, denn sind DISMAL während der ersten Durchgänge noch spannend, weil sie für den gemeinen Metalhörer ein gewisses Neuland darstellen, ebbt dies in der Folge doch spürbar ab und die Längen auf „Giostra Di Vapore“ kommen immer mehr zum Vorschein. Achtminütige Lieder müssen nicht unbedingt langweilig sein, im Falle von „Microcosm & Macrocosm“ oder den beinahe ebenso langen „Virmana“ und „Mélisse (part.2)“ sind sie es aber leider. Viel Plätscherei, wenig Aufregung, ein bisschen wie bei Rosamunde Pilcher: seichteste Story vor netter landschaftlicher Kulisse. Das tut keinem weh, holt aber auch niemanden hinter dem Ofen hervor und der ist in der anstehenden Winterzeit sicherlich ein bevorzugter Aufenthaltsort in kalten, einsamen Wohnungen.

DISMAL bieten auf „Giostra Di Vapore“ interessante Ansatzpunkte, schaffen aber nicht, gute Momente wie „Il Ballo Degli Obesi“ über die volle Distanz zu retten. Offengeistige Hörer können natürlich ruhig das eine oder andere Ohr riskieren, schaden wird es nicht, aber es steht zu befürchten, das begeisternde Jubelstürme ebenso ausbleiben werden wie gigantische Verkaufszahlen, zumindest in der offensichtlichen Zielgruppe. Etwas Kunst, weniger Qualität und praktisch kein Metal, das wäre „Giostra Di Vapore“ auf einen Nenner gebracht.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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