DROWNING POOL – richtig, das war die Band, die am Mikrofon eine ähnlich hohe Personalfluktuation wie zwei Staffeln RTL-2-Frauentausch oder die Partnerinnenrolle bei Lothar Matthäus hat. Originalsänger Dave Williams starb tragischerweise im Tourbus an seiner Herzmuskelschwäche; mit Jason Jones griff man als Nachfolger amtlich ins Klo; mit Nummer drei, Davor-und-danach-auch-wieder-Soil-Sänger Ryan McCombs nahm man immerhin zwei Platten auf; aber auch mit ihm sollte es kein Bund für die Ewigkeit werden. So veröffentlichen die Texaner nun ihr fünftes Studioalbum „Resilience“ mit dem bereits vierten Vokalisten, Neuzugang Jasen Moreno.
Während sich die restlichen Mitglieder – allesamt noch aus der Gründungsbesetzung – wohl mittlerweile mit dem Schicksal, das ihren Frontmann-Sessel regelmäßig in einen Schleudersitz verwandelt, abgefunden haben, gilt es noch ein weiteres Hindernis zu überwinden. DROWNING POOLs Musik ist nämlich in dieser New-Metal-US-Radio-Rock-Schüssel ansässig, die von Gruppen wie Papa Roach, Coal Chamber, Puddle Of Mudd, Godsmack, Mudvayne, Adema, Staind, Static-X, P.O.D., Disturbed, Ill Niño oder Sevendust (um nur mal einige zu nennen…) bereits so dermaßen vollgereihert wurde, dass vielleicht mal einer abspülen sollte, bevor da auch nur noch ein weiterer Tropfen seinen Weg hineinfindet.
Das macht das Quartett auf „Resilience“ ganz gut, denn DROWNING POOL versuchen sich – Sängerwechsel hin oder her – nicht an einem Neuanfang oder Experimenten, sondern tun das, was sie am besten können: knackige Songs mit massig Hooks und Grooves schreiben. Alle 13 Tracks auf der Scheibe bewegen sich zwischen drei und vier Minuten, folglich tut da der eine oder andere generische Song nicht weh, denn er ist nach zwei Strophen, einer Bridge und vier bis fünf Refrains schon wieder vorbei. Wie irgendwie jeder Song auf „Resilience“. Das ist nicht schlecht, aber eben nach Schema F kalkuliert und geschrieben. Dementsprechend kann man über die Scheibe sagen, dass sie ordentlich, aber stereotyp ist; professionell, aber nur selten spannend; solide, aber nie überragend.
Das soll jedoch keineswegs heißen, dass die Lieder auf „Resilience“ komplett austauschbar sind. Die erste Single „Saturday Night“ ist eine gelungene Party-Nummer, der Opener „Anytime Anyplace“ überzeugt als energetischer Rocker mit Doublebass-Attacken und „One Finger And A Fist“ sowie „Broken Again“ dürften mit ihrem stampfenden Rhythmus live gewiss zum Mithüpfen anregen. Demgegenüber stehen allerdings auch Tracks wie „Bleed With You“ oder „In Memory Of“, bei denen es schwerfällt, die Band nicht zusammen mit sämtlichen Klischees, die es über ihren Musikstil so gibt, in die Tonne zu kloppen. Hier wird so viel Kitsch-Pathos versprüht, dass man als Nicht-Ami das kalte Kotzen kriegt. Aber immerhin weiß Jasen Moreno sowohl die melodischere als auch die bissigere Seite von DROWNING POOL mit seinem Organ gekonnt umzusetzen.
So liefern DROWNING POOL am Ende ein Album ab, das man nicht gerade als originell, aber auch nicht als grottig bezeichnen kann. Die Songs auf „Resilience“ gehen schnell ins Ohr, die guten können Spaß bereiten, die weniger guten sind verschmerzt, sobald die letzte Sekunde vergangen ist. Dass man so eine Platte braucht, wenn man schon ein paar der oben genannten Bands im Regal stehen hat, ist unrealistisch. Wer DROWNING POOL zuvor schon eher mau fand, wird auch mit dieser Langrille keine Offenbarung erleben, Liebhaber des Stils und der Gruppe dürfen aber gerne reinhören.
Wertung: 6.5 / 10