EGO DECAY legen mit „Control“ ein Album vor, auf dem die Leichtigkeit des New Wave mit der Melancholie und Wut des Post-Punk und Alternative Rocks verknüpft werden soll. Das klingt ja schon mal gut und die deutsche Indie-Band setzt die sich selbst gesetzten Ziele auch tatsächlich um. Unglücklicherweise ist das allein jedoch noch kein Garant für ein perfektes Album und so müssen sich EGO DECAY trotz dieses kleinen Erfolgs Kritik gefallen lassen. „Control“ ist demnach ein sehr zwiespältiges Album, an dem es gleichermaßen Gutes wie Schlechtes zu entdecken gibt.
Fangen wir doch gleich mal mit dem größten Kritikpunkt an: den Vocals. EGO DECAY setzen bezüglich des Gesangs auf ungeschliffene, männliche Clean-Vocals, die oft in den Mittelpunkt der Kompositionen gerückt werden. Leider sind diese weder sanft genug, um Emotionen zu erzeugen, noch rau genug, um punkig-aggressiv rüberzukommen, was beides stimmiger gewesen wäre, als das, was man stattdessen bei EGO DECAY zu hören bekommt. Bereits beim zu übereilten Opener „Empire“ ist man fast schon genervt von den Vocals, eine der seltenen, guten Ausnahmen ist der sehnsüchtige Refrain von „The End Of The Scene“. An der Saitenfraktion können die Indie-Rocker schon wesentlich mehr punkten, man gibt sich sowohl melancholisch als auch kämpferisch-energetisch.
Den Gipfel der Melancholie stellt die ruhige und doch mitreißende Hauptmelodie von „Profit Counts In Large Amounts“ dar, hier fühlt man sich wie auf einer langen, beschwerlichen Reise, natürlich im positiven Sinne. Auf „We Fight It Again“ packen EGO DECAY dann unerwartet harte, punkige Gitarren aus, „World On Fire“ klingt demgegenüber wie eine der schnelleren, weniger Gothic-lastigen Nummern von The Cure. Ganz ohne Makel sind aber auch die Gitarren nicht, denn hin und wieder gehen sie doch etwas zu sehr im Mix unter, anderorts sind sie so stark verzerrt, dass es schon an Noise grenzt („Fade Without A Sound“), was zwar durchaus als Experimentierfreude gelobt werden kann, im konkreten Fall aber einfach nur störend ins Gewicht fällt.
Das Songwriting ist leider auch nicht immer das Gelbe vom Ei, manche der Songs wirken geradezu ziellos, was sich vor allem in den Drums zeigt, die sich immer wieder aufbauen und einen Ausbruch oder ein Crescendo erwarten lassen, das dann jedoch niemals kommt. Wären die Songs etwas länger gewesen, hätten EGO DECAY sie vielleicht passender zu einem guten Ende führen können, so hat man in der knappen Dreiviertelstunde von Zeit zu Zeit das Gefühl, etwas nicht ganz zu Ende Gedachtes vor sich zu haben.
„Control“ ist alles in allem leider nicht so ein großer Wurf, wie man es im Vorhinein vielleicht erwartet hätte. An den Gitarren und an der klaren Produktion gibt es kaum etwas zu bemängeln, doch aufgrund der Vocals, der allzu plakativen Texte („Radio“) und des fragwürdigen Songwritings fällt das Fazit eher mau aus. Interessante Einflüsse und spielerisches Können muss man EGO DECAY schon zusprechen, aber an der Umsetzung muss sich noch einiges ändern.
Wertung: 5.5 / 10