Review Electrocution – Inside The Unreal (20th Anniversary Edition)

  • Label: Gorego
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Death Metal

Die frühen Neunziger waren die Hochzeit des Death Metals, in der sich auch in Italien einige neue Genre-Vertreter gegründet hatten. Hier kommen ELECTROCUTION auf den Plan, die 1992 mit „Inside The Unreal“ ihr erstes und einziges Full-Length-Album einzimmerten, um es im Jahr darauf auf die Fangemeinde loszulassen. Mit den guten Verkaufszahlen der Scheibe als Rückenwind konnten die Südeuropäer auf Touren mit Death, Carcass und auch Benediction ihren Erfolg zementieren. Zum großen Durchbruch kam es bei den Italienern jedoch nie, 1997 folgte die Auflösung.

Heute, 20 Jahre nach den Aufnahmen zu „Inside The Unreal“, gelten ELECTROCUTION als Kultband und ihre Platte als längst vergriffenes und heiß begehrtes Undergroud-Juwel. Das hat auch Goregorecords, ein Todesstahl-Unterlabel von Aural Music, bemerkt und bringt die ausverkaufte Rarität nun als „20th Anniversary Limited Edition“ auf den Markt.
Die kommt freilich recht mager daher; zwar wurden die Tracks im Strands-Studio in Los Angeles einem Remastering unterzogen, das hört man der Platte aber nicht wirklich an. Der Sound ist gut, keine Frage, aber auch nur, wenn man ihm im Kontext seiner Zeit betrachtet – von heutigen Standards ist er weit entfernt. Zu kraftlos sägen stellenweise die Gitarren, zu hintergründig abgemischt ist der Gesang. Zudem wurde als einziger Kaufanreiz das Artwork leicht überarbeitet und das Ganze in ein schmuckes Digipak gesteckt, nach weiterem Bonusmaterial hält man aber vergeblich Ausschau. Anscheinend spekuliert das Label hier ganz darauf, dass die Zielgruppe auch schon mit einer gänzlich unveränderten Version der Scheibe zufrieden wäre.
Was das Wesentliche, nämlich den Inhalt von „Inside The Unreal“ angeht, so bekommt man hier das, was man auch erwartet: Ursprünglichen Death Metal, wie er Anfang der Neunzigerjahre gezockt wurde. ELECTROCUTION mischen dabei alte Schule und technische Frickeleien und lassen vergessen, dass es sich bei ihnen um Italiener handelt, klingt das Quartett doch durch und durch amerikanisch. Bei zehn Songs in knapp vierzig Minuten nimmt keiner allzu ausufernde Züge an, lediglich „Ghost Of The Past“ nagt an der Sechs-Minuten-Marke und wirkt dadurch etwas abwechslungsreicher im Tempo, hält dabei aber mit Doublebass-Gewitter, Geschredder und Flitze-Soli nicht hinterm Zaun. Die instrumentale Arbeit auf „Inside The Unreal“ ist beeindruckend und lenkt bis zu einem gewissen Grad vom recht unbeeindruckenden und monotonen Gegrunze von Mick Montaguti ab, wirkt aber an sich schon durch wiederkehrende und ähnliche Muster gleichförmig und eintönig.

ELECTROCUTION spielen einen stürmischen und progressiven Death-Metal-Stil, der in seinen besten Momenten an Autopsy, Entombed, Atheist oder Morbid Angel erinnert, jedoch auch beweist, warum die Jungs nie bekannter wurden. Letzten Endes kann man dieses Reissue von „Inside The Unreal“ daher nur Komplettisten oder eingemachten Todesmörtel-Fans, die der Platte ohnehin schon hinterher jagen, ans Herz legen. Reinhören vorher definitiv empfehlenswert.

Wertung: 6 / 10

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