Review Ellipse – À Nos Traîtres

Spätestens seit der parallelen Enststehung von Post-Hardcore und Post-Metal haben die beiden Szenen, die sich früher eher über die Gemeinsamkeiten von Hardcore Punk und Thrash Metal begegneten, einen neuen Berührpunkt gefunden – oft genug gibt es mittlerweile Bands, die nicht mehr klar einem der beiden Genres zuzuordnen sind. Ein Beispiel dafür sind ELLIPSE aus Nantes in Frankreich.

Während die Riffs mitunter eher metaltypisch daherkommen und so mancher Melodic-Death-Band nicht minder gut zu Gesicht stünden, schreit sich Fronterin Claire auf dem Albumdebüt „À Nos Traîtres“ in bester Post-Hardcore-Manier mit hohen Screams in ihrer Muttersprache die Seele aus dem Leib. Das muss man, zugegebenermaßen, mögen – nicht zuletzt, weil der aggressive Charakter des weiblichen Gesangs durch das in den Post-Hardcore-lastigeren Parts extrem nervöse Gitarrenspiel sowie die von vielen Breaks durchsetzten Songstrukturen nochmal unterstrichen wird.
Zwar geizen ELLIPSE nicht an musikalischer Vielfalt und arbeiten Cleangitarren ebenso in ihren Sound ein wie griffige Leadmelodien, was nicht nur dem Track „Dans La Gueule Du Loup“ einen In-Flames-igen Anstrich im Stile von „A Sense Of Purpose“ verleiht. Dass ihr Gebräu auf die Dauer trotz (oder wegen) alledem etwas anstrengend sein könnte, scheint ELLIPSE durchaus bewusst zu sein. Dankenswerterweise haben die Franzosen ihr Werk deshalb in mundgerechte Happen vorportioniert: Nach den ersten und den folgenden drei Songs verschafft jeweils ein ruhiges Instrumental dem Hörer eine Verschnaufpause, danach sogar schon nach jedem der beiden verbliebenen harten Songs. In diesen stellen ELLIPSE nicht nur einmal mehr ihr musikalisches Talent zur Schau, sondern auch ihr Geschick in Sachen Atmosphäre unter Beweis.

Sind wir ehrlich: Dass das durchschnittliche Post-Hardcore-Album keine Dreiviertelstunde dauert, ist kein Zufall. Auch „À Nos Traîtres“ hält sich dankenswerterweise mit gut 40 Minuten an dieses ungeschriebene Gesetz. Doch wären 40 Minuten im eigentlichen Stil der Band auch schon fast zu viel des Guten, entzerren ELLIPSE das Album durch den Kniff mit den Instrumental-Interludes geschickt. So eignet sich „À Nos Traîtres“ zwar vielleicht immernoch nicht als Meditationsmusik, ist dank der unüberhörbaren Metal-Einflüsse aber auch nicht nur für eingefleischte Genreliebhaber geeignet.

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Wertung: 8 / 10

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