Review Enfold Darkness – Our Cursed Rapture

Genre-Verschmelzungen sind ja beileibe nichts Neues und so wäre es wohl verfrüht, ENFOLD DARKNESS ob ihrer Mischung aus Melodic und Technical Death sowie Black Metal vorab zu glorifizieren. Was die Truppe aus Tennessee jedoch 2009 auf ihrem Debüt „Our Cursed Rapture“ unters metallische Volk brachte, hält genau das, was es verspricht: einprägsame Melodien, knallharte Brutalität und spieltechnische Expertise. Kurz gesagt, alles, was auf einem guten Extreme-Metal-Album nicht fehlen darf.

Auf ein unerwartet brachiales Intro folgt mit dem kurzen, aber deftigen „In The Galleries Of The Utmost Evil“ sogleich ein Highlight der Platte. Melodiöse und doch harte Riffs mit epischen Tremolo-Passagen treffen auf Double-Bass-Drums und Blast-Beats, die mit chirurgischer Präzision alles kurz und klein schlagen. Im Mittelteil dann plötzlich eine zurückgelehnte clean gespielte Stelle, später bekommt man noch ein verspieltes Solo zu hören, sodass es wirklich nichts mehr gibt, was einem am dynamischen Opener fehlen würde. All die genannten Stilmittel finden sich auch in den nachfolgenden Nummern, allerdings in verschieden starker Ausprägung. So kommt beim Titeltrack mit seiner jazzigen Bridge vor allem die melodische Seite von ENFOLD DARKNESS zum Vorschein, während in „Exaltations, Pt. I & II“ das Hauptaugenmerk auf dem Tech-Death-Anteil liegt. Ein wenig Okkultismus bekommt man auch serviert, so zum Beispiel in den mysteriösen Gitarrenklängen am Ende von „The Benefits Of Your Demise“.
Abgesehen von den ruhigen Akustik-Momenten – denen mit „Altars Of Perdition“ sogar ein eigenes Zwischenspiel gewidmet ist – wird meist mit hoher Geschwindigkeit geknüppelt, aber immer kontrolliert und nachvollziehbar. Die Instrumentalisierung überzeugt also schon mal voll und ganz, die Vocals hingegen könnten den ein oder anderen Hörer verschrecken. Justin Corser klingt nämlich, als wäre er eine stimmliche Kreuzung aus Dani Filth (Cradle Of Filth) und Trevor Strnad (The Black Dahlia Murder). Sowohl die hohen Screams als auch die tiefen Growls, die wesentlich seltener eingesetzt werden als erstere, erinnern sehr an die zwei streitbaren Frontmänner.
Der gutturale Gesang ist bei ENFOLD DARKNESS also Geschmacksache, wie auch die gelegentlichen klaren Sprechpassagen, die ebenfalls ein wenig an Herrn Filth erinnern. Die Vocals sind jedoch zweifelsohne sehr aggressiv und dynamisch in Szene gesetzt. Außerdem sind die Texte es wirklich wert, sich damit auseinanderzusetzen, falls man sie nicht versteht, denn sie sind überaus gut formuliert und kommen gänzlich ohne Klischees aus, sind dabei aber genauso düster und okkult wie man es in diesem Genre erwarten würde. Last but not least fällt auch die Produktion positiv auf, die zugleich wuchtig und klar ist, sodass man jede einzelne Note heraushört.

Insgesamt hinterlassen ENFOLD DARKNESS mit ihrem Debüt also einen fast durchgehend positiven Eindruck. Für eine perfekte Wertung fehlt es noch ein kleines bisschen an herausstechenden Einzeltracks, was aber kaum negativ ins Gewicht fällt, da es im Verlauf des Albums praktisch keine Durchhänger gibt. Außerdem könnte man nächstes Mal durchaus längere Songs im Stile des abschließenden „The Sanctuaries“ kreieren, an Ideen scheint es den Herren von ENFOLD DARKNESS ja nicht zu mangeln.

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Wertung: 8 / 10

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