Review Esprin – The Hunger & The Ghost

Eins muss man den Newcomern von ESPRIN definitiv lassen – sie lassen es bei ihrem Erstlingswerk gleich mal so richtig krachen. Warum sich auch mit weniger als größtem Ehrgeiz an das erste Album heranwagen? Schon die Thematik der LP klingt so schwermütig und anspruchsvoll, dass es den ein oder anderen sehr begeistern oder aber auch abschrecken könnte. So schreibt ESPRIN:
„Thematisch behandelt The Hunger & The Ghost jegliche Formen der Konsum- und Besitzgeilheit der neuen Moderne: Verlust, Gier, Macht, Liebe und soziale Differenzen, basierend auf der Legende der Gaki – Hungergeister, die der japanischen Mythologie nach für ihr extrem gieriges und materialistisches Leben nach dem Tod mit einem ewigen Hunger bestraft werden, der nur durch die Einnahme von Exkrementen und Leichen für kurze Zeit gestillt werden kann.“
Das mag sehr speziell klingen, doch offensichtlich hat dieses Thema die Band durchaus länger beschäftigt, so emotional wie Sänger Michael Babic hier seine Stimmbänder strapaziert. Die Texte an sich sind jedoch schwer bis unmöglich zu verstehen oder zu interpretieren, auch die Kompositionen sind nicht immer besonders eingängig, was das Album zu eher schwerer Kost macht als zu akustischem Genuss für Zwischendurch. Die sehr guten Studioaufnahmen und Herzblut und Talent der Musiker machen hier jedoch einiges wieder wett.
Stilistisch bewegen sich ESPRIN genre-, jedoch nicht orientierungslos zwischen Alternative und Progressive, Rock und Nu-Metal, gekoppelt mit unterschiedlichsten Einflüssen aus verschiedenen Genres und Jahrzehnten. Der daraus resultierende Mix ist zwar nicht besonders abwechslungsreich, dafür jedoch von beeindruckender atmosphärischer Dichte und emotionaler Wuchtigkeit. Auch wenn man die Texte nicht immer verstehen kann, spürt man doch die Aggressivität und Wut gegenüber der besungenen Thematik in jedem Ton. ESPRIN schaffen eine düstere Welt, einsam, taub und beängstigend. Besonders gut zu hören ist das in „Houston“ oder dem erst eindrucksvoll ruhigen, dann später aufbäumenden „A Thousand Days“. Selbst in ruhigen Parts ist der Gesang so kalt und drückend, dass man das innerlich brodelnde Inferno auch aus leisen Klängen heraushören kann.

„The Hunger & The Ghost“ ist ein beeindruckend gut produziertes Erstlingswerk mit viel Grips, das Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen von seinen Hörern fordert. Dabei bleiben ESPRIN jedoch stets authentisch und glaubwürdig. Es ist nicht ganz leicht, sich mit ihrer Musik auseinanderzusetzen, doch gerade dieser Mut, sich so rücksichtslos auszuleben, macht die Jungs irgendwie besonders sympathisch. ESPRIN haben eine Menge Potential, genutztes und ungenutztes, das sie gern auf weiteren Alben ausweiten dürfen.

Wertung: 7 / 10

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