Review Exquirla – Para Quienes Aún Viven

(Post-Rock / Flamenco) Spontane Ideen sind meistens die besten. Dies gilt auch für musikalische Kollaborationen: Als die spanische Instrumental-Rock-Band Toundra auf einem Festival den Flamencosänger Niño de Elche traf, verstanden sich die Musiker auf Anhieb so gut, dass sie beschlossen, in Zukunft gemeinsam an Musik zu arbeiten. Die ersten Ergebnisse dieser ungewöhnlichen Verbindung wurden zunächst einmalig live erprobt. Bereits dieser erste Auftritt fühlte sich allerdings so natürlich an, dass damit das Projekt EXQUIRLA geboren war. Das Resultat dieser Zusammenarbeit liegt nun auch als Studioaufnahme in Form des Debütalbums „Para Quienes Aún Viven“ vor. Hierauf verbinden EXQUIRLA den gefühlvollen Post-Rock Toundras mit der Leidenschaft des Flamencogesangs.

Insgesamt haben EXQUIRLA auf „Para Quienes Aún Viven“ acht Stücke versammelt. Fünf dieser Nummern kratzen an der Zehn-Minuten-Marke, während zwei Interludes und das Intro kürzer ausfallen. Durch diese Struktur und die dominierende sehnsüchtige Stimmung gelingt es den sechs Musikern, „Para Quienes Aún Viven“ wie aus einem Guss als durchgehende Komposition zu präsentieren. Musikalisch setzen EXQUIRLA sowohl auf rockige, auch rifflastige Post-Rock-Klänge, lassen aber auch genug Raum für verspielte Melodien sowie ruhige, fast ambientartige Flächen. Mit diesen Stilmitteln erfinden EXQUIRLA den Post-Rock auf „Para Quienes Aún Viven“ nicht neu, beweisen aber ein starkes Gespür für emotionale Harmonien und durchdachtes Songwriting. Besonders überzeugen können die sechs Musiker dabei mit einer regelrecht hypnotischen Wirkung. Diese zeigt sich im fast schon beschwörenden „Un Hombre“ besonders deutlich.

Aufgrund der doch recht ungewöhnlichen Stilkombination überrascht es nicht, dass „El Grito Del Padre“ mit elektronischem Pluckern, Streicherklängen und einer gezupften Akustikgitarre beginnt, bevor es sich zu einem rhythmisch packenden Song entwickelt, der im finalen Crescendo seine ganze Stärke ausspielt. Diese emotionalen Steigerungen und Ausbrüche verbinden EXQUIRLA in diesem Lied, so wie auch in den anderen Nummern, wie selbstverständlich mit Niño de Elches spanischen Flamenco-Gesang. Diejenigen, die Post Rock gewöhnlich zu repetitiv finden, bekommen durch die Ergänzung um diese sehr spezielle Stimme mit „Para Quienes Aún Viven“ eine spannende Neuinterpretation des Genres geboten. Dabei präsentiert Francisco Contreras alle seine gesanglichen Facetten, sei es ruhiges Sprechen, tiefes Singen oder sein dramatisches, schmetterndes Timbre in hohen Tonlagen. Auch wenn dieser Gesang oft etwas leiernd und trotz der unterschiedlichen Tonlagen stellenweise etwas gleichförmig klingt, gleicht Francisco dies durch seine Intensität aus.

Die Kombination aus dem packenden, emotionalen Instrumental-Rock von Toundra und dem sehnsüchtigen Flamenco-Gesang von Francisco Contreras fügt sich so zusammen, als hätten diese Stile nur aufeinander gewartet. Die Sehnsucht, die beiden Musikrichtungen innewohnt, geht auf „Para Quienes Aún Viven“ eine beeindruckende Symbiose ein, was sowohl den lyrischen Gehalt von Post Rock, als auch das Intensive des Flamencos hervorhebt. Auch wenn nicht alle Momente restlos begeistern können und sowohl textlich als auch gesanglich nicht allzu viel Abwechslung geboten wird, können EXQUIRLA mit ihrem Debütalbum absolut überzeugen. So wie der Albumtitel, der übersetzt so viel wie „Für die, die am Leben sind“ bedeutet, beweisen die sechs Musiker, dass auch Post-Rock alles andere als tot ist.

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Wertung: 8 / 10

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