Review Festung Nebelburg – Zwischen den Jahren

Texte über volkstümliche Sagen sind im Pagan Metal nicht gerade ein Alleinstellungsmerkmal. Die Wälder und Burgen Bayerns hatten es bisher dennoch nie in die Booklets einschlägiger Bands geschafft, ein Defizit, das FESTUNG NEBELBURG auf ihrem Debüt „Gabreta Hyle“ beseitigt hatten. Ganze acht Jahre später beschreitet Nattulv mit seinem Ein-Mann-Projekt lyrisch neue Pfade, diesmal geht es um die Rauhnächte, die „zwölf Nächte zwischen den Jahren“. Im Gegensatz zu den Texten hat sich an der Musik jedoch kaum etwas verändert, gespielt wird weiterhin eine gefällige Mischung aus Black Metal, Pagan Metal und (Punk) Rock.

Stagnation kann man FESTUNG NEBELBURG jedoch nicht vorwerfen, denn sie haben ihren Stil im Vergleich zum Vorgänger um gewisse Nuancen verfeinert. „Prolog“ beginnt die Platte mit geschwinden Clean- und Akustik-Gitarren, dann macht sich auf einen Schlag rockiger Black Metal in den Gehörgängen breit. Die Vocals sind hierbei sowie im anschließenden „Vorboten“ noch ein kleiner Stolperstein, denn Cleans und Screams sind übereinander geschichtet, wobei erstere mehr im Vordergrund stehen. Dies kann oftmals eine interessante Wirkung erzeugen, in diesem Fall ist es leider eher störend. Auf späteren Tracks sind die zwei Gesangsstile jedoch schärfer voneinander abgegrenzt und verschieden gewichtet. Dem Klargesang kommt zwar im Allgemeinen die dominantere Rolle zu („Drudendrücken“ und „Die Thomasnacht“ kommen zum Beispiel komplett ohne Screams aus), bei manchen Tracks tun sich aber auch die kernigen Screams hervor („Altes Wissen“). Während die harschen Screams jedem Black-Metaller zusagen sollten, sind die rauen Cleans Geschmacksache, da man sich stark an Mittelalterrock oder deutschsprachigen Punk erinnert fühlt. Schlecht ist aber keines von beiden.
Die Gitarrenriffs überzeugen demgegenüber auf ganzer Länge, da sie geradezu vorbildlich den Spagat zwischen schwarzmetallischer Rauheit, melodiöser Epik und rockiger Eingängigkeit hinbekommen. Einzelne Vorzeigetracks herauszupicken, fällt schwer, zumal keiner je negativ auffällt, es sei jedoch zumindest „Perchtenlauf“ erwähnt, dessen thrashige Riffs einem praktisch keine andere Wahl lassen, als mit vollem Körpereinsatz zu headbangen. Klar, wirklich neu ist da nichts, aber Spaß machen die Riffs allemal, was sich auch von den treibenden Drums sagen lässt. Vor allem von der Double-Bass-Drum wird großzügig Gebrauch gemacht. Ansonsten werden auch immer mal wieder ruhige Neo-Folk-Passagen eingebaut, die die Songs etwas auflockern und eine gewissen Bezug zur Natur ausdrücken. Was die Stimmung anbelangt, gehen FESTUNG NEBELBURG nie so düster vor, wie es der Black-Metal-Einschlag und das Textkonzept vermuten lassen würden, stattdessen gibt man sich meist melancholisch oder kampfeslustig.
Die Produktion ist außerdem sehr gelungen, klar und wuchtig, wie es einige Bands oft trotz der Unterstützung eines Labels nicht hinkriegen. Musikalisch ist also alles einwandfrei, die mittellangen Songs sind einprägsam, geradlinig und rockig. Jedoch müssen sich FESTUNG NEBELBURG bezüglich der Vocals und Texte etwas Kritik gefallen lassen. Wie bereits erwähnt, sind die Clean-Vocals recht gewöhnungsbedürftig und die Screams etwas zu hintergründig im Mix, außerdem ist der Flow unausgereift und nicht immer ganz flüssig, darauf sollte beim nächsten Mal mehr geachtet werden, sei es durch die eine oder andere Umformulierung oder eine Veränderung der Gesangsmelodie.

Davon abgesehen, gibt es an „Zwischen den Jahren“ jedoch erfreulich wenig auszusetzen, mit dem Debüt kann es jedenfalls gut mithalten. Wer dieses bereits mochte, sollte hier keinesfalls enttäuscht sein, und Neuhörer können hier bedenkenlos reinhören, um sich ein Bild vom FESTUNG NEBELBURG zu machen. Nattulv erfindet sich zwar nicht neu, verknüpft jedoch die von ihm eingesetzten Stilelemente mit dem interessanten Textthema zu einem stimmigen Ganzen und hat seit dem Debüt merklich an Erfahrung gewonnen.

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Wertung: 7.5 / 10

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