Review Fights And Fires – We Could All Be Dead Tomorrow

Liebe Freunde der Popkultur: Die Charaktere, die euch in „The Big Bang Theory“ als „Nerds“ vorgeführt werden, sind nicht wirklich das, was man unter diesem Begriff versteht. Das sind Menschen, die extrem populäre Phänomene, die schon lange Eingang in einen Kanon gefunden haben – wie beispielsweise Star Trek oder Star Wars – toll finden, Mathematik und Physik beherrschen und dabei so tun, als wären sie sozial inkompetent. Das ist eigenbrötlerisches Fanboy-Verhalten, aber kein „Nerdism“ (ganz abgesehen davon, dass die Figuren dort denken, Star Wars wäre Science Fiction). Ihr wollt wissen, was ich unter diesem Begriff verstehe? Nehmen wir doch mal die kanadische Band FIGHTS AND FIRES als Beispiel, die sich aus einem ausgebildeten Wrestler, einem Achterbahn-Fanatiker, einem Videospiel-Sammler und einem Mitglied zusammensetzen, das einen Igel als Haustier hält. Ihr erkennt den Unterschied? Gut. Hätten wir das auch geklärt. Die Frage ist: Was kommt dabei heraus, wenn diese vier Jungs gemeinsam Musik machen? Auf ihrer zweiten Platte „We Could All Be Dead Tomorrow“ lautet die Antwort: im weitesten Sinne energiegeladener Punk Rock (mit einer Betonung auf „Rock“) – aber ganz so einfach ist es – wen wundert es in derart popkulturell-postmodernen Zeiten – dann doch nicht.

Bereits der Opener „Chase The Blues“ zeigt die Einflüsse von Classic Rock und Hard Rock auf, welche besonders in den markanten Gitarrenläufen zu finden sind, während die heisere Stimme von Sänger Phil, die immer kurz vorm Schreien steht, an Hardcore-Bands wie Every Time I Die erinnert. Die Songs gehen das gesamte Album über straight und direkt nach vorne, wobei selbstverständlich auch etliche mehrstimmige Sing-A-Longs nicht fehlen dürfen. Das kongenial betitelte „If I’m Forrest, Then You’re Jenny“ wird durch ein an Wolfmother erinnerndes Riff abgeschlossen (welches in sich selbstverständlich wieder auf eine lange Rock-’n‘-Roll-Tradition verweist), während „BFF… For Now“ mit einem klischeehaften Lick eröffnet wird. Textlich versucht die Band das klassische Carpe-Diem-Motto, welches bereits im Titel steckt, zu vermitteln und beschreibt die entscheidenden, schönen und schlimmen Momente des Lebens. Musikalisch geht die Band in der Intensität dabei zu keiner Sekunde vom Gas, auch wenn manche Songs schneller und manche nicht ganz so schnell nach vorne donnern. Die Hardcoreeinflüsse der Band werden schließlich besonders in der Attitüde, der Stimme als auch in den Songstrukturen deutlich, wie am deutlichsten im leidenschaftlichen Abschluss des Albums in Form von „Small Town Boy Pt. II“ zu hören ist.

Geeky Hardcore Punk’n’Roll ist wohl die Bezeichnung, die am ehesten genutzt werden kann, wenn man „We Could All Be Dead Tomorrow“ in eine Schublade stecken will. Das Album macht in seiner musikalischen Konsequenz und Unbeschwertheit richtig Spaß, während es musikalisch durchaus zum Nachdenken anregen kann. Auch wenn die Songs alle catchy sind und zum Tanzen einladen, fehlen dabei, bis auf das bereits angesprochene Ende des letzten Tracks, die Momente, welche sich im Kopf festsetzen, wodurch das ganze Album insgesamt ein wenig zu gleichförmig wirkt und vorbeirauscht. Besonders live macht der Geekrock von FIGHTS AND FIRES aber bestimmt richtig Spaß. Und jetzt geh ich weiter Wrestling schauen.

Wertung: 7 / 10

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