Review FM – Black Noise (Re-Release)

Nicht immer bekommen hervorragende Alben die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Das grandiose Debüt der kanadischen Progger FM (nicht zu verwechseln mit den Melodic Rockern gleichen Namens) war nun viel zu viele Jahre nicht mehr auf CD erhältlich – dabei handelt es bei dem ursprünglich 1977 erschienen Werk um eines der spannendsten und besten Debütalben des amerikanischen Progrocks. Cherry Red Records bringt die Scheibe jetzt klanglich überarbeitet wieder auf den Markt.

Von stilistischen Ausrichtung der Band kann man schnell auf ihre Herkunft schließen: FM spielen die typisch amerikanische Mischung aus erdig-leichtfüßigem Rock, moderat vertracktem Prog und eleganten Melodien, die auch Bands wie Kansas berühmt gemacht hat. Rein zufällig bauen auch die Songs auf „Black Noise“ auf Kansas‘ Markenzeichen, der virtuos gespielten Geige, auf. Allerdings nimmt bei FM auch der Synthesizer viel Raum ein. Diese Tatsache wiederum rückt sie stilistisch ein wenig in die Nähe ihrer Landsmänner Saga, die nur ein Jahr später ihr Debütalbum veröffentlichten. Dies ist vor allem insofern interessant, als dass beide Bands in ihren Texten Sci-Fi-Themen behandeln. Es kann also gut sein, dass Saga ein Stück weit von FM inspiriert wurden. Bemerkenswert: Die Band verzichtet durchgehend auf den Einsatz einer E-Gitarre. An ihre Stelle tritt eine erstaunlich stark verzerrte Mandoline.

Das nicht einmal vier Minuten lange „Phasors On Stun“ eröffnet das Album gleich mit einem Paukenschlag. Der Song entwickelt sich schon mit dem ersten Hördurchgang zu einem absoluten Ohrwurm mit traumhaften Synthesizerklängen, die es so heute einfach nicht mehr zu hören gibt. Der zweite Höhepunkt der Platte ist das fast zehnminütge Titelstück: Nach einem psychedelischen Schlagzeug-Intro entwickelt sich ein extrem stimmungsvolles Stück Space-Prog mit zahlreichen Gänsehautmomenten, markantem Bass-Spiel und (Synthi-)Melodien, die schlichtweg nicht von dieser Welt sind – kann man kaum in Worte fassen und muss man selbst gehört haben! Allein dieser Song ist die Anschaffung der CD wert.

Dazwischen platziert die Band mit „Hours“, „Dialing For Dharma“ und „Slaughter In Robot Village“ gleich drei gelungene Instrumentalstücke sowie weitere gutklassige Stücke mit Gesang. Das eher weiche und süßliche „One O’Clock Tomorrow“ bedient dabei die AOR-Schlagseite und sollte auch Freunden von Styx zusagen. „Journey“ hingegen weckt vor allem zu Beginn Erinnerungen an Kansas, während der Gesang hier ein wenig nach ELP tönt. Die getragene Epik von „Aldeberan“ könnte auch dem versöhnlichen Abschluss eines amerikanische Prog-Longtracks entstammen.

Ohne Frage: Wer symphonischen Prog der amerikanischen Spielart mag sollte „Black Noise“ kennen. FM verbinden hier auf sehr unterhaltsame Art und Weise symphonische und spacige Klänge mit schönen Melodien. Auch über 35 Jahre nach der Erstveröffentlichung wirkt das Material noch frisch und zeitlos – und das macht meiner Ansicht nach wirklich große Musik aus.

Wertung: 9 / 10

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