Review Gehenna – Unravel

  • Label: Indie
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Black Metal

Lange hat es gedauert. Viel zu lange für meinen Geschmack. Plötzlich wird es nach acht Jahren tatsächlich Wirklichkeit: GEHENNA, die norwegische Black-Metal-Elite, veröffentlich mit „Unravel“ ihre siebte Full-Length über Indie Recordings. Acht Jahre sind eine lange Zeit, da drängt sich natürlich unweigerlich eine Frage auf: Hat sich die Warterei auch wirklich gelohnt?

Zunächst kam mir die Nachricht über ein baldiges, neues Album wie ein vorweihnachtliches Geschenk vor. Okay, gut Ding Will weile haben, man hat ja auch nicht unbedingt damit gerechnet und so ist es umso überraschender, das sie sich jetzt mit einem neuen Werk zurückmelden. Mit WW, dem letzten, 2005 veröffentlichten Lebenszeichen, zeigte sich die Band von ihrer gewohnt harten Seite: maschinenartige Präzision an den Instrumenten, knackiges Songwriting und eine musikalische Darbietung, die irgendwo zwischen Black- und Death Metal anzusiedeln ist. Wo also im Jahre 2013 ansetzen? Nun ja, im Prinzip genau da, wo der Vorgänger mit „Pallbearer“ sein Ende fand. Pechschwarzes, doomig angehauchtes Death-Metal-Allerlei, atmosphärisch aufbereitet und gewohnt kompromisslos komponiert. Vom Gefühl her doch so nah am Black Metal angesiedelt wie lange nicht mehr.

Beim Einstieg „The Decision“ wird unter Einbezug feinster Melodiebögen selbiges sogleich gekonnt in Szene gesetzt. Die Jungs bedienen sich zwar stellenweiße  hörbar an ihrem eigenen Backkatalog, verlieren deswegen aber keinen Deut an Intensität und Glaubwürdigkeit, was auch nachfolgende Totschläger wie „Nothing Deserves Worship“ oder „A Grave Of Thoughts“ eindrucksvoll unter Beweis stellen. Das sprichwörtliche Rad wird hier nicht neu erfunden, vielmehr spielen GEHENNA im Stile der letzten zwei bis drei Alben, nur eben in etwas gemäßigterem Tempo und einem etwas verwaschenen Soundgewand. Manchem wird das vorliegende Werk nur geringfügig für die lange Wartezeit entschädigen, was am ehesten an dem Eindruck liegen könnte, dass GEHENNA hier vielleicht eine Spur zu sehr auf Nummer sicher gegangen sind. Vor allem da die wirklich großen Überraschungen hier ausbleiben. Den Höhepunkt auf „Unravel“ haben sie diesmal jedenfalls ganz hinten versteckt. Gemeint ist das abschließende „Death Enters“: Atmosphärisch dicht arrangiert und quälend langsam bricht dieses Monstrum über den Hörer hinein und hält ihn mit seinen tödlichen Klauen fest. Besser könnte man das Werk kaum beenden!

Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage, ob sich die Warterei denn gelohnt habe, fällt so einfach wie auch unbefriedigend aus: für die einen ja, für die anderen nein. Das kommt in diesem Fall auf die Erwartungshaltung des Einzelnen an. Mir jedenfalls gefällt „Unravel“ im Gesamten richtig gut und lässt definitiv auf mehr hoffen. Dennoch denke ich, dass eine Band, die solch ein Juwel wie „Seen Through The Veils Of Darkness (The Second Spell)“ (1995 veröffentlicht) erdacht hat, durchaus noch zu einer Steigerung zu dem hier Gebotenen fähig sein könnte.

Lässt man alle Mutmaßungen außen vor, bleibt ein Werk, bei dem schon das Cover zu begeistern weiß und welches den Geist GEHENNAs gekonnt wiederaufleben lässt, ohne jedoch dabei neue Akzente setzen zu können. Wer die Band bisher mochte, wird auch „Unravel“ lieben lernen. Bleibt nur zu hoffen, dass uns die Jungs nicht wieder so lange auf ein neues Release warten lassen.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Michael Ay

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