Review Gernotshagen – Wintermythen

Und wieder habe ich das Vergnügen, euch mit „Wintermythen“ von Gernotshagen eine klasse Eigenproduktion aus deutschen Landen vorstellen zu dürfen. Und das Vergnügen beginnt hier schon beim Betrachten des Covers, auf dem im Endeffekt zwar „nur“ ein Wald zu sehen ist, aber das muss man erst mal so stimmungsvoll einfangen und präsentieren können, das Bandlogo finde ich übrigens auch überaus fesch. Beim Aufschlagen des 12-seitige Booklets, dass für eine Eigenproduktion alles andere als üblich ist, steigert sich die Freude noch mehr. Zwischen den ganzen Texten der sieben Lieder finden sich weitere, wirklich schöne Bilder von verschneiten Wäldern. Die sieben Songs sind übrigens insgesamt stattliche 47 Minuten lang und allesamt in deutsch geschrieben. Und wie sich das für eine Thüringer Metalband gehört, wird hier viel über die Natur und heimatbezogene Mythen gesungen, ich persönlich finde die Texte sehr gelungen!

Bei diesem Freudenfest für die Augen wird die Musik zur Nebensache, aber diese steht dem optischen Genuss absolut in nichts nach. Hier wird Black Metal geboten, der mal melodisch und mal rau ist, mal aggressiv und mal melancholisch und depressiv, mal schrammeln die Gitarren vor sich hin während gleich darauf erhabene Melodien den Hörer ereilen und in seinen Bann ziehen. Der Keifgesang klingt doch ziemlich böse und trägt noch extra zur eh schon massig vorhandenen Atmosphäre bei, auch der teilweise eingesetzte tiefere Gesang passt gut ins Gesamtbild. Dazu kommen noch verträumte Gothic-Melodien, die auch true’e Schwarzwurzler überzeugen dürften.
Daneben gibt es noch eine Menge anderer Sachen zu entdecken. Da wäre zum Beispiel wunderschöne und vor allem sehr passende Gesang von Natalie Nebel bei „Die letzten Krieger“, das mystische Flair und das Rabengekreische bei „Die Nacht des Raben“ oder das Nebelhorn bei „Kriegshorn“. Ein bisschen geklaut scheinen die Thüringer aber auch zu haben, das fällt einem Blind Guardian Verehrer wie mir eben auf: Man höre nur das Intro des letzten Tracks „Herigest“ und vergleiche dies mit „War Of Wrath“ vom „Nightfall in Middle-Earth“-Album der Krefelder Barden. Aber das soll nicht weiter stören, denn auch hier trägt es gut zur Stimmung bei.

Nach 5 bis 10 Durchläufen hat sich das fast 8-minütige „Malum Infinitum“ als mein Favorit herausgespielt. Nach einem sehr schleppendem Anfang wird das Lied zwei Minuten lang vom Keyboard getragen, bis nach zwei Minuten die Gitarren mit einem wunderbaren Riffing einsetzen und eine melancholische Melodie von den nächsten depressiven Klängen abgelöst wird. Der Text mit der Geschichte um eine Gräfin mit steinernem Herzen findet sein Happy End im Tod – hier muss ich den Schreibern wirklich mal ein außerordentliches Lob aussprechen, denn selten harmonieren Gesang, Melodien und Text so hervorragend zusammen wie hier und bringen dazu noch eine kaum in Worte zu fassende Stimmung zustande, wirklich ganz großes Kino!
Auch die anderen Texte sind allesamt so düster gehalten, da schimmert nur zwischen den Zeilen etwas positives durch… Die Texte schaffen es zumindest bei mir, auch mal drüber nachzudenken.
Gernotshagen haben es verdient, mehr Aufmerksamkeit zu bekommen und bekannter zu werden, und ich kann nur jedem Black Metal Fan (und auch anderen) dazu raten, sich zumindest mal die Sampler auf Gernotshagen.de anzuhören. Es kann jedenfalls ganz sicher auch nicht schaden, die nicht mal 10 Euro für dieses Schmückstück auszugeben und die Band zu unterstützen! Den Namen Gernotshagen sollte man sich jedenfalls merken!

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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