Review Gernotshagen – Weltenbrand

Mit GERNOTSHAGEN meldet sich erneut eine Pagan Metal-Truppe aus dem Hause Trollzorn nach einiger Zeit zurück. Vier Jahre ist es her, dass die Band aus dem Herzen Deutschlands das Album „Märe aus wäldernen Hallen“ unters Volk brachte und dabei beileibe keine schlechten Kritiken erntete.

Mit „Weltenbrand“, so der Name der aktuellen Platte, hat sich auf den ersten Lauscher wenig verändert. Die Thüringer spielen eine episch-düstere, keyboardreiche Variante des Heidenstahls, bei der wenige Lieder unter sieben Minuten bleiben und man den Hörer mit einer inhaltlichen Mischung aus nordischen Mythen, Heldentum und anderen üblichen Geschichten berieselt. Gesanglich bewegt man sich weiter auf dem Pfad zwischen Klarer Stimme (die sich im Vergleich zum Vorgänger qualitativ leicht gesteigert hat) sowie Growls und Gekrächze, der bisher ja auch ganz gut funktioniert hat. Insgesamt ist wohl aber der Anteil Synthetik zugunsten der Gitarren und sogar des Basses etwas zurückgefahren worden.

Damit ist bereits der größte Gewinn von „Weltenbrand“ genannt. Entgegen früheren Versuchen wird hier die Stimmung nicht mehr nur durch eine Übersättigung mit Keyboardteppichen erzeugt, es sind vor allem die Saiteninstrumente, die durch gekonnte Melodieführung für eine wohlig-düstere Atmosphäre sorgen. Auf diesem Wege gelingt sogar ein gutes Maß mehr an Variantenreichtum. Hervorzuheben wäre hier die ohnehin beste Nummer „Freyas Schoss“ (sic!), in der die Thüringer sogar phasenweise an Fjoergyn erinnern.
GERNOTSHAGEN wären aber nicht GERNOTSHAGEN, würden sie nicht ihre große Vorliebe für elektronischen Pathos durchsickern lassen, und so darf man nicht erwarten in „Weltenbrand“ ein kernig-schlichtes Album vorzufinden. Und so findet sich wohl auch kein Song, indem es nicht wenigstens eine Passage gibt, wo man, wie in dem ohnehin schwachen „Schlachtenbruder“, den Keyboardeinsatz durchaus als ungeschickt bezeichnen darf. Zuviel des Guten wird’s beispielsweise auch, wenn wie in „Thursenhain“ oder dem beinahe Unplugged-Rausschmeißer „Die Banner hoch der Nacht entgegen“ eine Kinderstimme mobilisiert wird – warum die Herren hier dies, wie auch die Labelkollegen von Kromlek, für eine gute Idee halten, bleibt schleierhaft.

GERNOTSHAGEN wird es mit „Weltenbrand“ kaum gelingen, einen zweiten Pagan Metal-Boom loszutreten. In weiten Teilen haben die sechs Burschen zwar gegenüber dem Vorgänger zugelegt, letztlich fehlt aber auch der aktuelle Platte ernsthafter Tiefgang, der über lange Zeit begeistern könnte. Insgesamt aber kann man der Band nicht vorwerfen, dass sie ein übereiltes und farbloses Album auf den Markt geworfen hätten. „Weltenbrand“ macht einiges besser als der – in meinen Ohren sehr schnell abgenutzte – Vorgänger und dürfte zumindest Fans der Thüringer in jedem Falle glücklich machen.

Wertung: 7 / 10

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