Review Grace.Will.Fall – Punkjävlar (EP)

Zwei Jahre nach ihrem Label-Debut und zweiten Werk „Second Album“ legen die vier Schweden von GRACE.WILL.FALL aus Jönköping ihre nächste CD „Punkjävlar“ (was so viel bedeutet wie „Punk Shit“) vor. Dabei haben sich die Herren in den letzten beiden Jahren alles andere als auf den Lorbeeren des letzten Albums ausgeruht. Zum einen musste zwischen den unzähligen Shows quer durch Europa der Bassist ausgetauscht werden und ganz nebenbei wurde auf Redfield Records noch eine vierfach Split-CD mit Lower Than Atlantis, Mnmnts und Talk Radio Talk veröffentlicht. Was unter normalen Verhältnissen nach absoluten Workaholics klingt, ist für die seit fast neun Jahren aktive Band aber normaler Alltag. Dass auf ihrem neuen Werk „Punkjävlar“ dann auch nur Vollgas gegeben wird, verwundert so nicht weiter…

Als erstes fällt beim neuen Album auf, das sich die fünf Schweden nun wohl endgültig von englischen Texten abgewendet haben. Fanden sich auf den Vorgängern noch beide Sprachen, so ist „Punkjävlar“ das erste Werk von GRACE.WILL.FALL, welches komplett auf Schwedisch besungen ist. Auch enthält der dritte Streich neben vier neuen Stücken, drei neue Aufnahmen bereits bekannter Stücke und eine Coverversion des 2002 verstorbenen Eddie Meduza (von Eddie Meduza & The Roaring Cadillacs). Um ein vollwertiges Album einzuspielen, war die Zeit dann wohl doch etwas zu knapp. Midsummer Records wollen mit dieser, im wirklich sehr schön gestalteten Digipack oder auf farbigem Vinyl unters Volk gebrachten, EP also wohl vor allem Appetit auf den nächsten Streich des Quintett machen und das gelingt:
Während GRACE.WILL.FALL auf früheren Werken noch sehr im Punk verwurzelt waren, den sie gekonnt mit einer ordentlichen Portion Hardcore anreicherten, haben sich die neuen Stücke von dieser Marschroute etwas abgewandt. Schon der Opener „Dömd & Glömd“ versprüht (trotz des eher lustig klingen Titels) unheimlich düstere Atmosphäre und weißt ganz klare Noise Tendenzen auf. Auch im Tempo halten sich die Jönköpinger hier noch auffallend zurück. Mit „Hopplös Hopplöshet“ ist sie aber wieder da, die alte Spielfreude. Hardcore Punk der aller ersten Güte. Und spätestens der verzückte Jauchzer von Sänger Ulf Blomberg nach 38 Sekunden reißt einen endgültig vom Stuhl. Dennoch bleibt auch hier bei aller ausgelassenen Spielfreude ein Stück Schwermütigkeit zurück, welches auch vom nachfolgenden „Slöa Knivar“ („Stumpfe Messer“) weiter ausgewalzt wird. Besonders das räudige und tendenziell eher leidend als wütend klingende Organ von Ulf Blomberg sorgt dafür, dass trotz teilweise hoher Geschwindigkeiten und sogar kleiner Soli nie eine freudige Grundstimmung aufkommt.
Und auch der letzte neue Brocken weißt wieder einen gehörigen Noise Anteil auf und schließt somit wunderbar den Kreis um das, was wir zukünftig von den fünf sympathischen Schweden zu erwarten haben.

Der Vergleich mit den älteren und neu eingespielten Stücken auf der Platte machen deutlich, dass im Hause GRACE.WILL.FALL einiges passiert ist. Der Stil des Quintetts hat sich über die Jahre vom stimmungsmachenden Hardcore-Punk hin zu einem düsteren und weniger leicht zugänglichen Hardcore/Noise/Crust Monster entwickelt. Drei-Akkord-Musik und platte Liedstrukturen waren noch nie die Sache von GRACE.WILL.FALL, ihren anspruchsvollen Ansatz haben sie auf „Punkjävlar“ aber nochmal ein Stück weiter vorangetrieben. Die neuen Lieder brauchen ein paar Durchläufe bis sie zünden, wissen dann aber umso mehr zu gefallen.
Wer die Band bisher schon mochte, darf sich mit „Punkjävlar“ über das Dokument einer gelungen Weiterentwicklung freuen, wer die Jungs bisher nicht kannte, bekommt hier einen schönen Einblick und Einstieg zu einer der ambitionierteren Bands des europäischen Hardcore. Eines ist mit „Punkjävlar“ auf jeden Fall gelungen: Man hat Lust auf mehr neues Material von GRACE.WILL.FALL bekommen…

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