GRACE.WILL.FALL sind wie Katzen, sie scheinen immer auf die Füße zu fallen. Nachdem die Band im Jahr 2002 in Jönköping, Mitten in der schwedischen Provinz gegründet wurde, begann sie erstmal ne Meine live zu spielen und ein paar Demos aufzunehmen. Im Jahr 2007 folgte dann das selbstbetitelte Debut, welches richtig abgefeiert wurde. Doch nach dem Aufstieg kommt oft der Absturz: Die Band hatte Streitereien mit ihrem Label und eine schwere Verletzung zwang die Jungs bis ins Jahr 2008 zu pausieren. In eigener Regie wurde daraufhin eine europaweite Tour mit 50 Konzerten in sieben Ländern organisiert und zwischen den Shows das zweite Album geschrieben und selbst produziert. Nicht verwunderlich das dieses dann den Untertitel „Soundtrack from the hard life on the road“ trägt und beim reinhören noch weniger erstaunlich, dass sich Midsummer Records diese zwischenzeitlich abgeschriebene Perle sicherten.
Ein wichtiger Besandteil des Hardcore ist eine gewisse kommerzverneinende DIY-Einstellung, dies Hürde haben die Schweden bei allem Erfolg mit Bravour also schon mal gemeistert, bleibt die Frage nach den musikalischen Qualitäten. Aber ganz ehrlich, die Zahl der Shows und das bisher gesagte lassen euch doch eh nicht mehr zweifeln, dass hier ein absolut empfehlenswertes Stück Musik vor mir liegt. GRACE.WILL.FALL spielen nicht einfach Hardcore, nein, aus jedem Ton, jedem Schlag und jedem Schrei klingt die ungestüme Autentizität und brachial Spielfreude die diese Musikrichung so mitreissend macht. Verrückt und doch eingängig jagen die fünf Schweden von Stück zu Stück und schaffen es dabei in diesen engen Genre eigenständig zu klingen. Dass liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Jungs einiges zutrauen: Schräge Riffs und vertracktes Schlagzeugspiel lassen einen beim ersten Hördurchgang oft erstaunt die Stirnrunzeln. Doch spätestens bim dritten Durchlauf werden dann Nummern wie der Eröffnungstrack „The Assassination Of Peggy Sue“ oder das abgefahrene „Heroine“ zu echten Gassenhauern die einen förmlich aus dem Sessel reissen. Aber nicht nur chaotisch und griffig liegen bei GRACE.WILL.FALL ganz nah beieinander, auch viel ungewöhnlich Elemente werden in ihre trendlose Hardcore/Metal/Punk Chose eingearbeitet: Der so geistreich wie das ganze Album betitelte „New Song“ wartet mit astreinen Stonerriffs auf, Southern Rock Freunde kommen bei „Bittersweet“ auf Ihre Kosten und Banjo sowie schwedisch Fetischisten werden mit „På Tiden“ reichlich Spaß haben. Irgendwo auf der Scheibe hatte sich beim letzten Durchlauf auch noch ein Akkordeon versteckt, dass gleitet mir aber gerade irgendwie durch die Finger bzw. Ohren. Trotz aller Abwechslung hat sich, aber auch wirklich nicht der kleinste Aussetzer auf die Scheibe geschlichen und wenn die Jungs mit „… By The Way“ die Post-Ära streifen, beweisen sie ganz nebenbei, dass sie auch langsam könnten.
Eine interessante Mischung also, die sich auf dem „Second Album“ befindet. Eine Mischung die ein wenig nach Refused oder Burst klingt, oder mit andern Worten einfach 100% nach schwedischem Hardcore. Eine Mischung die live mit Sicherheit jeden noch so abgelegenen Club zum überkochen bringt und eine Mischung mit der sich GRACE.WILL.FALL zu den ganz großen des schwedischen Hardcore zählen dürfen. Die Anstrengungen alles auf die eigene Kappe zu nehmen haben sich ausgezahlt und wenn nächstes Mal nicht nur die Einheizer sondern auch ein zwei Verschnaufpausen und bei aller inbrunst etwas mehr gesangliche Abwechslung auf das „Third Album“ kommen, zück ich mindestens nochmal nen Punkt.
Wertung: 8.5 / 10