Es gibt ihn offenbar wirklich noch – den guten, alten, trven Black Metal. Und ich dachte schon, meine Anlage wäre kaputt gegangen…
Aber nein, hier dreht er sich, in voller Pracht in meinem CD-Spieler: Mit vielen Höhen und wenig Bass, mit vielen Becken (Höhen!!!) und wenig Kesseln, Geschrei, Schwarz-Weiß-Kontrast-Corpsepaint (…ist Krieg!!!) und einem Logo, das mit möglichst vielen Spitzen und umgedrehten Kreuzen die Bösartigkeit der Musik angemessen vertritt.
Und natürlich, nicht zu vergessen, mit falschem Latein im Albumnamen.
[Exkurs zum Thema „Die korrekte Verwendung der Lateinischen Sprache unter besonderer Berücksichtgung der Deklinationsformen“]
Zugegeben, Latein ist eine alte Sprache.
Auch, dass sie tot ist, ist kaum zu leugnen, wird sie doch nirgends mehr gesprochen.
Doch, liebe Black Metaller:
Das heißt noch lange nicht, dass sie keinen Regeln mehr zu folgen braucht und man hemmungslos jedwedes Schindluder mit ihr treiben darf!
Wie die Wendung „Im Namen des…“ auch im Deutschen den Genitiv erfordert, leidet, um zum Punkt zu kommen, auch das Lateinische sehr unter der im Kontext des „In nomine…“ völlig falschen Verwendung der Nominativform „odium“ – und ich mit ihr. Es heißt schließlich auch nicht „In nomine pater et filius et spiritus sanctus“, und zumindest so viel Bildung, diese Formel zu kennen, wird man wohl auch von einem antichristlichen Black Metaller erwarten dürfen.
[Exkurs ende]
Aber ist ja auch Wurscht… Hauptsache, es klingt nach was.
Schön wäre allerdings gewesen, hätten die beiden hier Verantwortlichen sich das, wenn schon nicht statt dessen lieber, so doch wenigstens auch im Bezug auf ihre Musik gedacht. Doch offensichtlich ist auch das schon zu viel verlangt, oder aber die Protagonisten waren schlicht nicht gewillt, einen derartigen Abstrich an Trveness allein der Hörbarkeit ihres Albums wegen in Kauf zu nehmen – wer könnte es ihnen verdenken. Fakt ist jedenfalls: Sie taten es nicht.
Anders nämlich ist dieses Exempel uninspirierten – ja, ich neige dazu, zu sagen: untalentierten – Songwritings nicht zu erklären.
Der höhenlastige Sound, der schon auf Zimmerlautstärke das Trommelfell zu zersägen droht: Verkraftbar.
Auch das Ziel, klassischen, truen Black Metal im Geiste der großen Vorreiter Satyricon, Dimmu Borgir oder Darkthrone zu kreieren: Ein hehres.
Nahezu eine Dreiviertelstunde auf musikalischen Banalitäten, primitivem Griffgeschrammel und dem Schreien vermutlich vollkommen, wie die Songtitel suggerieren, hirnloser Texte herumzureiten, und das ohne dabei auch nur einen Gedanken an den Hörer zu verschwenden, und daran, was dieser dabei wohl fühlt, ist schlicht und ergreifend geschmacklos bis makaber.
Aber nunja, das wäre dann ja wieder ziemlich Black Metal eigentlich. In diesem Sinne: Gratulation.
Wie die Band heißt, beziehungsweise das Album, um das es hier geht? Eigentlich belanglos. Denn zum einen gibt es derartigen Einheitsbrei so oft, dass mir ganz recht ist, wenn ich das Review zu gegebener Zeit ohne großen Aufwand wiederverwenden kann – zum anderen hege ich die Hoffnung, dass Bands wie diese schneller in Vergessenheit geraten, erwähnt man ihren Namen möglichst selten – und Zeit wäre es allemal, gibt es diese Truppe hier doch bereits seit über zehn Jahren. Dafür, und dafür, dass sie ihre Instrumente richtigherum zu halten im Stande sind, gibt es von mir für jeden der beiden einen Punkt.
Was mir bei alledem jedoch wirklich Schmerzen bereitet, ist die Tatsache, dass eine Band wie diese bei einem Label einen Albumvertrag bekommt. Mit Verlaub, aber die Frage muss gestattet sein: Warum?
Wertung: 2 / 10