Review Hallowed Butchery – Deathsongs From The Hymnal Of The Church Of The Final Pilgrimage

(Funeral Doom / Industrial / Neofolk) Mit jedem Tag liefern uns die Wissenschaften neue Antworten auf die großen Fragen unserer menschlichen Existenz. Eines dieser Rätsel wird jedoch wohl auf ewig ungelöst bleiben: Erwartet uns etwas nach dem Tod – und falls ja, was? Manche treibt die Faszination dieses Mysteriums gar in die Arme obskurer Totenkulte. So auch Ryan Scott Fairfield, den Künstler hinter der Ein-Mann-Band HALLOWED BUTCHERY, der nach eigenen Angaben zwei Wochen mit einer solch morbiden Gesellschaft verbracht hat. Seine Eindrücke aus seiner Zeit abseits unseres lebenszentrierten Alltags hat der Einzelmusiker in seinem zweiten Album „Deathsongs From The Hymnal Of The Church Of The Final Pilgrimage“ auf erstaunliche Weise eingefangen.

Welcher Stilmittel Fairfield sich bei seiner Erkundung des Ablebens bedient, erschließt sich schon aus den Bands, an deren Fans die Platte sich laut ihrer Bandcamp-Beschreibung richtet: Esoteric, Mournful Congregation, Current 93, Godflesh und Swans. Demzufolge mischt HALLOWED BUTCHERY auf „Deathsongs From The Hymnal Of The Church Of The Final Pilgrimage“ monumentalen Funeral Doom, kalte Industrial-Musik und Neofolk der spirituellen Sorte. Die drei stilistischen Grundpfeiler des knapp 40 Minuten langen Albums übernehmen im fliegenden Wechsel die Führung.

Mal vertont HALLOWED BUTCHERY mit markerschütternden, dämonischen Screams und Growls, niederschmetternden Gitarren und Drums den furchterregenden Aspekt des Sterbens („Internment“), mal lassen außerweltliche Synthesizer und Electro-Sounds in getragenen Passagen Wundersames erahnen („The Altruist“). Dazwischen bricht der Multi-Instrumentalist seine Musik immer wieder auf das Nötigste herunter, erschafft mit einer Handvoll Clean-Gitarrennoten eine desolate Stimmung, den rohen Doom-Metal-Abschnitten in ihrer unheimlichen Eindringlichkeit vollkommen ebenbürtig („Death To All“).

Auch den Neofolk weiß HALLOWED BUTCHERY gekonnt in sein jenseitiges Narrativ einzuflechten. Im ansonsten eher unheilvollen „Flesh Borer“ strahlen der lässige Gesang und die Akustikgitarre beispielsweise einen bodenständigen Americana-Flair aus und nehmen dem Song so ein wenig von seinem Schrecken. Mit der beschwingten Neofolk-Nummer „On The Altar“ führt HALLOWED BUTCHERY das Album schließlich zu einer restlos zufriedenstellenden Auflösung: Luftige Akustikgitarren, ätherische Keyboards und leicht melancholische Gesänge machen den Abschlusstrack zu einer beinahe feierlichen Ode an den Tod, den man nun nicht mehr zu fürchten braucht.

Auf „Deathsongs From The Hymnal Of The Church Of The Final Pilgrimage“ huldigt HALLOWED BUTCHERY dem ewigen Gleichmacher mit einer musikalischen Raffinesse, die ihresgleichen sucht. Mit einer so vielseitigen wie konsistenten Kombination unterschiedlichster Klangelemente malt der amerikanische Eigenbrötler ein teils ungeschönt brutales, teils esoterisch verklärendes Bild eines uns allen auflauernden Abgrunds. Nicht zuletzt dank seines druckvollen, ungetrübten Sounds ist „Deathsongs From The Hymnal Of The Church Of The Final Pilgrimage“ ein unglaublich beeindruckendes und doch überraschend leicht zu verinnerlichendes Album, das kein Fan von Doom Metal, Industrial und Neofolk ungehört lassen sollte.

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Wertung: 9 / 10

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