Review Happy The Man – The Muse Awakens

Von Happy The Man haben Progressive-Rock Fans der jüngeren Generation wahrscheinlich noch nie etwas gehört. Vielleicht gibt es aber den ein oder anderen Liebhaber dieser Musik, dem “Happy The Man” neben größeren Prog-Helden der 70er wie Yes oder Genesis durchaus ein Begriff ist. Die amerikanischen Jungs haben nämlich bereits zu dieser Zeit zwei Alben mit den Titeln „Happy The Man“ (1977) bzw. „Crafty Hands“ (1978) veröffentlicht. Zwischenzeitlich gab es dann in den 90ern wohl noch ein paar Live-Aufnahmen aus dem Archiv. Und nun sind sie also wieder auferstanden, mit neuem Keyboarder und Schlagzeuger im Gepäck. Ins Rollen gekommen war der Stein wohl auf einem Progressive Rock Festival in Mexiko, als Stanley Whitaker mit einer anderen Gruppe dort auftrat und das Angebot bekam, mit den alten Kollegen von „Happy The Man“ dass nächste Nearfest (ein weiteres Progfestival auf amerikanischem Boden) headlinen zu dürfen, wenn er mindestens einen der ehemaligen Mitstreiter für eine Reunion gewinnen könnte. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Während der letzten drei Jahre konnte man immer wieder nachlesen, dass man bezüglich Album Nummero 3 namens „The Muse Awakens“ in den „final stages“ der Produktion war, erst jetzt jedoch liegt endlich das fertige Produkt vor.

Die neue Platte ist dabei stilistisch der aktuellen Platte der Prog-Supergroup The Tangent namens „The World That We Drive Through“ nicht allzu fern. Auch auf „The Muse Awakens“ gibt es nicht nur die klassische symphonische Progrock-Kante, sondern auch einen gehörigen Anteil jazziger, canterburyinspierter Parts. Flöten und Saxophone tragen ihren Teil dazu bei. Im Gegensatz zum Vergleichswerk verzichtet man bei „Happy The Man“ jedoch fast völlig auf den Gesang und komponiert eher kompakt denn ausladend. Lediglich „Shadowlites“ wird um ein paar gelungene Gesangslinien ergänzt, ansonsten spielt sich allerdings auch jede Menge auf instrumentaler Ebene ab. Da wäre zunächst einmal der völlig hektische und plötzliche Frickeleinstieg ins Album mit dem stimmungsgebenden Titel „Contemporary Insanity“, der so gar nicht zum Rest der Platte passen will, aber definitiv für eine Progplatte gute Kontrapunkte im Songwriting setzt. Das wollen Proggies ja auch hören! Neben ein paar flotteren Passagen, findet man allerdings hier eher eine romantische, atmosphärische, irgendwie gediegene Stimmung vor, die zum genauen Hinhören genauso einlädt, wie sie als stimmungsvolle Hintergrundmusik für gemütliche Abende geeignet ist. Die Darreichsform ist ja letzten Endes jedem selbst überlassen. Besonders hervorheben möchte ich die wunderschönen analogen Synthisounds aus den Seventies, für die ich ja bekanntlich eine große Schwäche habe. Im Allgemeinen lassen Happy The Man den Songs meistens viel Luft zum Atmen und Wirken; mit Ausnahme des Openers wirken alle eigentlich recht „lässig und unverkrampft“, was aber manchmal bei mir auch dazu führt, dass ich mir neuzeitliche Gitarrensounds zum Aufbrechen dieser Atmosphäre herbeisehne. Insgesamt ist der Band aber ein überdurchschnittliches Album mit Songs, die durchgehend hohes spielerisches und kompositionelles Niveau aufweisen, gelungen, was ich nach einer so langen „Pause“ nicht als selbstverständlich ansehe. Dass sie eher Musik für Hörer ihrer Altersklasse machen und nicht so spritzig wie manch jüngere Genrekollegen loslegen, liegt wohl in der Natur der Sache.

Wertung: 8 / 10

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