Review Helreidh – Fragmenta

Diese Scheibe hat es mir nicht einfach gemacht. Nicht, dass sie besonders sperrig wäre, das beim besten Willen nicht. Nehmen wir es gleich vorweg, diese Form des italienischen Progressive Metals ist zwar häufig verspielt, aber selten wirklich komplex und noch seltener sperrig. Nein, was mich bei den ersten Durchläufen des dritten HELREIDH-Albums, das auf den Namen „Fragmenta“ getauft wurde und erst satte 13 Jahre nach dem letzten Output das Licht des Marktes erblickt, gestört hat, waren die ruhigen, ich will mal sagen, emotionalen Momente. Das wäre die wohlwollende Bezeichnung. Treffender erscheint es mir hingegen zu sagen: kitschig. Schmalzig. Triefend vor „I love you“-Passagen. Man werfe nun dem Rezensenten nicht vor, er sei ein verhärteter Holzklotz und habe noch nie der Liebe zarte Triebe gefühlt – ich versichere, dem ist nicht so. Aber vielleicht ist dieser Umstand ein gutes Indiz dafür, wie schwer es ist, von Liebe zu sprechen. And now for something completely different.

Allerdings, nachdem ich die CD einige Male gehört hatte, wurde auch mir klar: Neben der manchmal doch etwas überbordenden Theatralik der Scheibe finden sich auf „Fragmenta“ einige wirklich hörenswerte musikalische Momente. Wer vom italienischen Progressive Metal spricht, der denkt natürlich an Labyrinth und das ist in diesem Falle durchaus angebracht, erinnern HELREIDH doch immer wieder mal an die frühen Veröffentlichungen ihrer Landsleute. Auch Dream Theater blitzen hier und dort durch, wobei deren halsbrecherische Skalenakrobatik nur selten im Vordergrund steht. Stattdessen setzt man auf einen zwar verspielten, aber zu jeder Zeit nachvollziehbaren Songaufbau, der nicht nur allen Instrumenten ausreichend Raum zuweist, sondern auch mit dem einen oder anderen Mitsing-Refrain überrascht.
Was den Sänger anbelangt: Ihm sein Können abzusprechen, wäre Unfug. Aber – und auch hier gibt es Parallelen zu anderen Bands aus dem Lande südlich der Alpen – sein Organ mag man Geschmackssache nennen. Mir ist es häufig zu hoch, zu dünn (was nicht bedeutet, dass er auch nur bei einem Ton daneben läge), mit einem zu starken Vibrato und häufig versprühen die Gesangsmelodien eine Dramatik, die den Songs eher schadet als nützt. Vorzeigestück: „Orfeo’s Lament“. Das ist mir zu viel des Guten. Ähnlich strukturiert, aber bei weitem nicht so Emotionenschwanger ist das Stück „Shades Of My Untimely Autumn“ ausgefallen, das allerdings mit einer sehr schönen Gesangsspur besticht und zeigt: Man kann, wenn man will.

Ansonsten lässt sich festhalten, dass HELREIDH ein ansehnliches Stück Prog-Metal vorweisen können. Über die technische Finesse der Band lässt sich nicht streiten, die fünf Musiker agieren auf höchstem Niveau und mixen in ihren teils überlangen Songs langsame Momente und rockige Ausbrüche. Eine Mischung, die weitestgehend aufgeht und zur Atmosphäre des Albums beiträgt. Fans des progressiven Metals italienischer Bauart können hier wenig verkehrt machen; wer es hingegen eher härter mag, sollte vorher reinhören – der Kuschel-Rock-Faktor ist manchmal schon ziemlich hoch …

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert