Manche CDs brauchen Jahre, bis man sich in sie hineingehört hat, andere zumindest diverse Durchläufe, und manche offenbaren sich dem Hörer bereits beim ersten Hördurchgang. Doch neben diesen drei Kategorien gibt es noch eine weitere, nämlich die der Alben, die man eigentlich nicht einmal anhören muss, um zu wissen, was da auf der silbernen Scheibe schlummert. Und zwar bis ins kleinste Detail.
„Casus Belli Antechristianus“ von HORNCROWNED ist so ein Fall: Sind schon der Bandname und der zur geistigen Überhöhung inhaltlichen Stumpfsinns in lateinischer Sprache verfasste Titel bezeichnend genug, zerstört der Rest – gemeint ist die visuelle Umsetzung des mittlerweile dritten Albums der Kolumbianer – jegliche verbliebene Illusion, Bandname und Albumtitel seien hier irreführend.
Ein patronengurt- und pentagrammbangener, Ziegenköpfiger Unhold erhebt sich aus einem See aus Lava und Schädeln, in welchem relativ unmotiviert diverse (!) an umgedrehte Kreuze geheftete Jesuskinder. Ob der Künstler damit allerdings seine besondere Antipathie gegenüber Jesus verdeutlichen wollte, indem er ihn in mehrfacher Ausführung gekreuzigt und satanistisch invertiert abbildete, oder aber doch ein sich mir nicht erschließender Bezug auf Petrus, welcher bekanntermaßen kopfüber gekreuzigt werden wollte, hergestellt werden sollte, ließ sich leider nicht eruieren.
Noch gänzlich gefangen von dem so vieldeutigen, ausdrucksstarken Gesamtkonzept, lege ich also den Silberling in den CD-Player. Und richtig, es kommt, was da kommen musste:
Geknüppel mit Geschrei, eine knappe Dreiviertelstunde lang, mit gefühlt maximal einem Riff pro Song… so genau lässt sich das nicht festlegen, da es schier unmöglich ist, festzustellen, ob das belanglose Riff aus „Goat’s Troops Conquers“ nicht vielleicht schon als Mainriff in „Lucifer’s Flamethrower Horde“ oder als Hauptriff in „Anticlericalism“ hergehalten hatte, verschwimmt „Casus Belli Antichristianus“ doch bereits nach den ersten dieser Perlen schwarzmetallener Tonkunst in einem grauen Schleier gesichtsloser Langeweile. Höhepunkte zu suchen kann man hier erwartungsgemäß gleich bleiben lassen, ebenso verhält es sich zwar auch bezüglich Tiefpunkten, denn technisch kann man dem Geschredder wenig vorwerfen, wurde das Material technisch sauber eingetrümmert und schallt in durchaus annehmbarem Sound aus den Boxen. Abwechslungsreicher oder spannender macht es das jedoch noch lange nicht…allein so zu klingen wie tausende andere Formationen reicht einfach nicht aus.
Sicherlich: Südamerika, das ist eine ganz andere Kultur, eine ganz andere Mentalität, das darf man natürlich nie vergessen – dass wir hier allerdings einen anderen Standard gewohnt sind, was Black Metal angeht, jedoch ebensowenig. Sicherlich gibt es auch bei uns rudelweise HORNCROWNEDs… doch nur wenige schaffen es, derart effizient sämtliche Vorurteile, die gegen Black Metal gehegt werden, zu fundieren.
Anspieltipps: Beliebig. Kennst du einen, kennst du alle.
Wertung: 3.5 / 10