Review Imber Luminis – Nausea

  • Label: Naturmacht
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Doom Metal

Manchmal ist die Grenze zwischen ernstzunehmender, düsterer Poesie und peinlichem Pathos dünn. Verschwindend dünn. So auch im Fall von IMBER LUMINIS, dem Blackened-Doom-Metal-Soloprojekt des Belgiers Déhà. Dieser legt mit „Nausea“ sein drittes Album vor, welches als existenzialistisches, von Jean-Paul Sartres Roman „La Nausée“ inspiriertes Konzeptalbum verstanden werden will. Ob die Platte, deren Titel sich mit „Ekel“ übersetzen lässt, denselben philosophischen Gehalt aufweist wie jenes Schlüsselwerk Sartres ist indes mehr als fraglich, wirken die Texte doch eher wie das Mitleid erregende Geschreibsel eines behandlungsbedürftigen Depressiven.

Was Songtitel wie „Meaninglessness“ oder „Nothing Matters“ schon vorab befürchten lassen, bewahrheitet sich beim Hören: Die lyrische Genialität hält sich bei IMBER LUMINIS in Grenzen. Die Sinnlosigkeit der menschlichen Existenz wird von Déhà nämlich nur aus einem sehr engen, trostlosen Blickwinkel behandelt, von Erkenntnisgewinn kann bei „Nausea“ jedoch nicht die Rede sein. Während die überwiegend englischen, aber auch deutschen und französischen Texte so manches Mal Fremdscham auslösen, ist die Musik von IMBER LUMINIS sogar recht solide. Die überwiegend doomig schleppenden, passagenweise aber auch mit rasenden Double-Bass und Blasts ausbrechenden Tracks gehen praktisch allesamt fließend ineinander über, was das Album wie ein einziges langes Musikstück wirken lässt.
Triste Tremolo-Melodien und rau dröhnende Rhythmusgitarren werden meist von verzweifelten, kreischenden Screams überlagert, die jedoch leider nicht so viel Gefühl rüberbringen, wie sie sollten. Im Vergleich dazu erzeugt IMBER LUMINIS mit den melancholischen Cleans und Chören sowie mit den gelegentlichen hoffnungslosen Keyboardflächen schon wesentlich mehr Stimmung. Ähnlich bedauerlich wie die textlichen Unzulänglichkeiten: Den Leadgitarren, denen großes Potential emotionalen Ausdrucks anzuhören wäre, wird im Mix viel zu wenig Platz eingeräumt, sodass viel zu oft uninteressante, verwaschene Gitarrenwälle im Vordergrund stehen.
Abgesehen davon kann sich die Produktion hören lassen, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass es sich hierbei um einen Underground-Release handelt. Viel mehr stört hingegen, dass IMBER LUMINIS trotz kleiner Experimente und ein paar einprägsamer Momente – wie zum Beispiel dem Spoken-Word in „We Are Not Free“ – über weite Strecken sehr monoton agiert, was die fließenden Übergänge der Songs nicht wirklich als Kunststück erscheinen lässt.

Alles in allem ist IMBER LUMINIS unglücklicherweise an seinen hohen Ambitionen gescheitert. Die Musik mag für sich genommen akzeptabel sein, emotional berührt sie jedoch nur stellenweise und die Lyrics sollten wohl besser ungehört bleiben. Gerade weil Déhà sich mit „Nausea“ so viel vorgenommen hat, fallen all die Negativpunkte umso schwerer ins Gewicht, sodass die Platte angesichts der im Vorhinein geschürten Erwartungen in den meisten Bereichen enttäuscht. Dass ausgerechnet die abschließenden gesprochenen Zeilen den Hörer nur peinlich berührt schmunzeln lassen, hatte IMBER LUMINIS jedenfalls bestimmt nicht beabsichtigt.

Wertung: 4.5 / 10

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