Review Insignium – In die Abgründe

  • Label: Black Attakk
  • Veröffentlicht: 2005
  • Spielart: Black Metal

Wenn man bedenkt, dass sich die Fährten von Insignium bereits bis in das Frühjahr 1996 zurückverfolgen lassen und die aus Hagen stammende Band mit „In die Abgründe“ erst jetzt ihr offizielles Debütalbum vorlegt, kommen einem wohl ganz automatisch leichte Zweifel an der Produktivität des Quartetts. Ein Blick auf den wunderbar objektiven Infozettel, welcher erfreulicherweise keinerlei Vorschusslorbeeren enthält, verrät jedoch, dass die Band in der Vergangenheit mit allerhand arbeitserschwerenden Besetzungswechseln zu kämpfen hatte und vermutlich deshalb bisher eher langsam und fragmentarisch vorangeschritten ist. Zumindest konnten sie im Jahre 1999 bereits einen ersten Grundstein in Form ihres selbstproduzierten Demos „Insignia Risen“ legen. Dennoch scheint sich die Gruppe weitestgehend sehr zielstrebig im Verborgenen entwickelt zu haben und vielleicht ist dies auch der entscheidende Faktor dafür, dass Insignium ihre instrumentalen Arme heutzutage so exzellent zu koordinieren wissen.

Liebhaber von subtiler Dunkelheit und einer ominös geschwängerten, furchterregend perfiden Atmosphäre, werden in diesem Werk sicherlich nicht ihre Erfüllung finden, denn Insignium lassen ganz bewusst keine Lücken offen, die der Hörer für sich selbst ausfüllen kann, sondern sie suggerieren eine offensive, sehr pessimistisch anmutende Stimmung mit hohem Aggressionspotenzial, welche den Klangkonsumenten nicht selten auf einer ungeheueren Emotionswoge davonschwemmt. Melancholische Akzente ziehen sich wie ein schemenhafter Schleier durch die Kompositionen, ohne dabei eine Dissonanz mit dem hasserfüllten Grundtenor des Albums hervorzurufen. Musikalisch balancieren Insignium gekonnt zwischen traditionellem Black Metal und melodiösen, geradezu erhabenen Klangwelten, wobei sie sporadisch auch andere, ausnahmslos extreme Stilistiken, sprich brutalen Death-, Thrash-, und klassischen Heavy Metal zitieren, jedoch prinzipiell stets ein starkes, genretechnisches Übergewicht in Richtung der nordischen Heimat von jener oben zuallererst genannten künstlerischen Ausdrucksform erzielen.

Insignium schaffen es beinahe problemlos, all diese breitgefächerten Einflüsse in ein authentisches, homogen wirkendes Gesamtbild zu verpacken und sie entfliehen weder dem schwarzmetallischen Dunst, der die acht Stücke fast durchgehend bedeckt, noch limitieren sie sich auf irgendeine Art und Weise selbst. Das Material ist abwechslungsreich, nachvollziehbar, mitreißend und zudem überaus eigenständig. Zwar birgt es sehr spannende Aspekte, welche die Aufmerksamkeit des Hörer dementsprechend zu binden verstehen, jedoch dürften Insignium ihre Songs strukturell ruhig noch ein bisschen extraordinärer gestalten. Der Opener „Moorleiche“ lässt geballte Aggressivität mit feinfühliger Melodik zu einer griffigen, äußerst eingängigen Melange fusionieren, welche außerdem durch ein kurzes, wehklagendes Zwischenspiel mit sanfter, cleaner Gitarrenarbeit besticht. „Der alte Kämpe“ offenbart grenzenlos viel melodische Eleganz und setzt sich diesbezüglich selbst die imaginäre Krone auf: Eine solch leidenschaftliche und sich nur dermaßen schwer abnutzende Melodieführung ist wahrlich als absolute Seltenheit zu bezeichnen!

Obendrein überraschen die beiden angesprochenen Stücke durch unerwartet schnelllebige Tempo- und Rhythmusvariationen, wobei dennoch kein einziger Takt zu radikal gekappt wird, sondern immer für einen entweder flüssigen oder gut differenzierten Übergang gesorgt ist, was ich zweifellos auch auf die vollends überzeugende Gesamtheit der Songs projizieren kann. Aus dieser sticht niveautechnisch kaum ein Lied in besonderem Maße hervor – unter charakterlichen Aspekten betrachtet, gilt es allerhöchstens das leicht rotzig-vulgäre „Vulva Stellaris“ zu erwähnen, welches durchaus ein wenig an Satyricon erinnert. „In die Abgründe“ ist somit eine akustisch kompakte, jedoch keineswegs monotone Einheit, die in dem dreizehnminütigen, episch angehauchten Titeltrack seine Vollendung findet und von einer glasklaren, voluminösen und druckvollen Produktion fundiert sowie eingerahmt wird. Sehr beachtlich!

(Daniel H.)

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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