Review Jack Foster III – Jazzraptor’s Secret

Bereits zum vierten Mal arbeitet der amerikanische Singer-Songwriter JACK FOSTER mit zwei mehr oder weniger bekannten Prog-Szenehelden zusammen: Zum einen handelt es sich dabei um Robert Berry, der in den Achtzigern gemeinsam mit Carl Palmer und Keith Emerson von ELP die AOR-Band Three gründete und kurze Zeit bei GTR war; zum anderen greift der studierte Musiker auf die erfahrenen Produzentenhände von Trent Gardner zurück, der im Prog-Underground mit Magellan und Explorers Club von sich Reden gemacht hat.

Das Ergebnis klingt dann dementsprechend: Gardner und Berry machen aus den oftmals recht schlichten Singer-Songwriternummern mit massig Akustikgitarre kleine Prog-Pop-Epen. Den Hörer erwarten abwechslungsreiche 56 Minuten, vollgepackt mit Ohrwurm-Melodien, vertrackten und schrägen Instrumentalabfahrten und ungewöhnlichen Produktions- und Soundgimmicks. Zu dieser explosiven Mischung gesellt sich wunderschön rauchige Stimme von JACK FOSTER, die ein bisschen Blues-Feeling in die Prog-Suppe mischt und auch das neueste Werk „Jazzraptor’s Secret“ zu einem delikaten Genuss macht.

Nach dem leicht angejazzten, aber unnötigen Intro geht es mit „The Corner“ gleich sehr progressiv los. Schräge Keyboard- und Gitarrenarrangements eröffnen den Track, Double Bass vom Schlagzeug leitet über zur ersten Strophe mit Akustikgitarre. Zum Refrain wird Spannung aufgebaut, die Keyboards sind plötzlich wieder präsent und auch die ersten Soli lassen nicht lange auf sich warten. Der Chorus atmet die gewohnt bombastische Magellan-Pathos-Luft. Allgemein finden sich Kenner von Magellan auf dieser Platte schnell zurecht, denn die Parts, die von deren Chef Trent Gardner stammen, sind sofort zu erkennen. Zu den Anspieltipps und Highlights darf man das chillige, sehr poplastige „To Have And To Hold“ ebenso zählen wie das atmosphärische „Dreaming Not Sleeping“. In diesen Liedern können sich die wunderbaren Melodien so richtig entfalten. Aber auch „God And War“ mit seinem sakralen, fugischen Vokal-Intro weiß zu begeistern. Ausfälle sucht der Hörer vergebens.

Im direkten Vergleich mit den beiden Vorgängern „Raptorgnosis“ (2005) und „Tame Until Hungry“ (2007) klingt das neue Material wieder eine Spur progressiver. Der AOR-Faktor ist nach wie vor vorhanden, doch gibt es wieder mehrere interessante Instrumentalausflüge. Zwar kommt auch „Jazzraptor’s Secret“ nicht an die Ideendichte und den Variantereichtum von JACK FOSTERs Debüt „Evolution Of Jazzraptor“ (2003) heran, dennoch ist auch die neueste Veröffentlichung des eingespielten Dreiergespanns der Beweis dafür, dass sich Pop und Prog nicht ausschließen und sogar fantastisch miteinander harmonieren können.

Zudem zeigt sie eines ganz deutlich: Am besten ist Trent Gardner dann, wenn er seine eigenen Ideen ins Songwriting anderer Musiker einbringen kann. Gegenüber den oftmals konfusen und konzeptlosen Magellan-Alben aus Gardners Feder punktet „Jazzraptor’s Secret“ mit ausgefeilten Songs, die mit Arrangements garniert wurden, welche alles andere als alltäglich sind. Diese drei Herren haben sich zweifelsohne gefunden und bilden soetwas wie das unbemerkte Dreamteam des Mainstream-Prog. Absoluter Geheimtipp!

Wertung: 8.5 / 10

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