Review Jadis – Photoplay

Neoprog ist ja momentan mindestens genauso angesagt wie Progmetal. In beiden Genres gibt es ein paar unverwechselbare Originale, die von unzählbar vielen Bands kopiert werden. Was Dream Theater für den Progmetal sind, sind die alten Marillion für die Neoprog-Schublade. Und dann gibt es da noch ein paar Bands, die es tatsächlich geschafft haben, sich ein einigermaßen eigenes Profil zu erarbeiten, hier seien als Beispiele mal Pain Of Salvation oder Riverside genannt. In letzter Zeit ist diese Entwicklung erfreulicherweise öfters zu beobachten. JADIS haben zwar seit Ende der 80er auch ihren einzigartigen Stilmix aufrechterhalten, genau dies wird ihnen allerdings jetzt so langsam zum Verhängnis.

Schon bei den ersten Tönen des neuen Longplayers „Photoplay“, der der Nachfolger des 2003er Albums „Fanatic“ ist, erkennt man unmissverständlich, dass hier Gary Chandler & Co. am Werk sind. Das Gitarrenspiel und die Melodien der Combo sind einfach unverkennbar. Allerdings wird mit jeder neuen Veröffentlichung der Eindruck manifestiert, dass der Sound der Jungs doch sehr gleichförmig und eingleisig ist. Im Grunde genommen können die Songs der letzten drei Alben untereinander beliebig ausgetauscht werden. Rein produktionstechnisch hat sich auf dem neuen Album gegenüber den Vorgängern nur verändert, dass die Band nun auch mit der bekannten ProTools-Software arbeitet und die Songs deshalb um die ein oder andere Soundspielerei ergänzt wurden.

An sich gibt es an den elf neuen Tracks auch nichts auszusetzen: Die Mischung aus Melodic Rock und Neoprog funktioniert auch hier wieder perfekt. Die schwelgerischen, harmoniesüchtigen Melodien wissen zu gefallen, die Gitarrenarbeit von Chandler zeichnet sich wie immer durch wunderschöne Soli, zarte Licks und Hardrocksriffs aus. Letztere werden allerdings JADIS-typisch wie immer mit Weichspüler bearbeitet. IQ-Keyboarder Martin Orford steuert warme, einschmeichelnde Synthies bei, während die Rhythmussektion solide im Hintergrund agiert. Ecken und Kanten finden wir im JADIS-Sound üblicherweise nicht. Das klingt alles gelungen – ist es auch! Nur leider geht die Band viel zu routiniert zu Werke. Und ob man ein weiteres Gitarrensolo-Instrumental in Form vom abschließenden Titeltrack gebraucht hätte, stelle ich hier auch mal in Frage.

Wer schon ein JADIS-Album im Schrank hat, muss deshalb selbst wissen, ob er noch ein Album mit quasi denselben Songs braucht. Allen anderen kann ich ein Reinhören in die Platte nur empfehlen, denn ein JADIS-Album braucht man definitiv in der Sammlung! Als Anspieltipps nenne ich hier mal den Opener „There’s A Light“, „I Hear Your Voice“ und das mit einem fantastischen Refrain ausgestattete „Make Me Move“. Auf alle Fälle erhaltet ihr beim Kauf von „Photoplay“ sechzig Minuten emotionale, herzerwärmende Musik, die einen eigenen Charakter hat und auf keinerlei Frickel-Eskapaden angewiesen ist. Knallharte Progger werden der Band sicher wenig abgewinnen können und sollten lieber zu IQ greifen, stilsichere Melodic Rock-Fans, die auch mal Asia hören, müssen JADIS aber anchecken. Für JADIS-Fans besteht natürlich Kaufpflicht.

Wertung: 7 / 10

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