Wir schreiben das Jahr 1998, als Christof Kather und Klaus Nicodem mit ihrer Band, die sie JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE nannten, die Musikwelt nicht auf den Kopf stellten, aber ein klein wenig vielfältiger machten. Man beschränkte sich darauf CDs, die mit Liebe zum Details gefertigt wurden, in kleinster Auflage an den Mann zu bringen. Die Tatsache, dass sie ihre Songs auch zum Download im Internet anboten, brachte ihnen auch außerhalb Deutschland schon gehörige Anerkennung. Warum ich das alles erzähle? Mit „Früher war auch nicht alles gut“ geben sie allen die Möglichkeit, ein Best Of der zwischen 1998 und 2002 entstandenen Stücke in den Händen zu halten.
Man sollte nicht den Fehler begehen und auf Grund der Tatsache, dass die Tracks mit einem 8-Spur-Recorder auf Kasetten von Aldi aufgenommen wurden, wie man im Booklet erfahren kann, auf eine schlechte Soundqualität schließen. Mit dem im Hinterkopf klappt die Kinnlade nämlich nicht nur beim Opener „Behindert“ bis zum Fußboden herunter, denn der Sound hat sich wirklich gewaschen und ist überraschend klar und druckvoll. Der typische Sound der JAPANISCHEN KAMPFHÖRSPIELE ist natürlich auch auf den Frühwerken der Band eine wahre Freude. Die extrem hohe Rhytmusorientiertheit mit enorm vielen Breaks und Geschwindigkeitswechseln lässt das Herz höher schlagen, was sich dadurch erklärt, dass bei fast allen Songs zuerst die Schlagzeugsparts herausgetüftelt werden und erst dann die Riffs dazu geschrieben werden. Auffällig ist auch das geniale Zusammenspiel von gegrunzten Vocals und hohen Screams. Die Songs wurden weder neu gemixt noch remastered, sondern in ihrem Urzustand belassen, was der Authentizität nur zuträglich ist. Außerdem hört man auch so das ein oder andere interessante Nebengeräusch, wie einen hinsichtlich der Lautstärke der Musik genervten Nachbarn bei „Kieferorthopädie“ und auch mal eine umgeschmissene Flasche. Gegen Ende der 32 Songs, bei denen es natürlich keiner schafft besonders herauszustechen, jedoch auch kein einziger enttäuscht, findet man noch vier bisher unveröffentlichte Demoversionen von späteren „Hits“ wie „Alle wollen gut aussehen [und tun es nicht]“ als besonderes Bonbon. Am Ende des Albums befindet sich im übrigen noch ein Hidden-Track mit einem Cover von Slayers „Raining Blood“.
Das Musikalische lässt sich kurz und knapp zusammenfassen: Grindpunk wie man ihn lieben muss. Roh, unbekümmert und einfach „pure JaKa“. Darüber hinaus hat man sich bei der Gestaltung der CD richtig viel Mühe gegeben. Man findet im Booklet nicht nur alle Lyrics, die eigentlich nur als Collage dienen, jedoch auch leicht sozialkritisch sind, sondern darüber hinaus noch eine echte Überraschung. Wer mag, kann nämlich alle acht Cover der auf der CD vorhandenen Demoversionen in Miniaturform ausschneiden und an den dafür vorgesehenen Stellen im Booklet einkleben. Eine richtig coole Idee, die man sich hier einfallen hat lassen! Abgesehen von den Bastelwütigen ist die CD natürlich allen Fans der JaKas ans Herz zu legen, die in die Frühgeschichte der Band hineinhören möchten und für alle gibt’s mal wieder die Chance, eine geniale Band neu kennen zu lernen, sofern man Grindcore insbesondere mit punkigen Einschlag nicht abgeneigt ist.
Keine Wertung