(Art-Pop / Rock / Progressive) Mit „Real Life Is Meeting“ liefert JOHN GALGANO, Bassist und Sänger der amerikanischen Progrocker IZZ, sein Solodebüt ab – und das unterscheidet sich stilistisch massiv von den symphonisch-opulenten Großtaten seiner Hauptband. Schon der 2-minütige, rein akustische Opener macht die Marschrichtung klar: Instrumental aufs Wesentliche reduziert und textlich nachdenklich ist der Song eine Blaupause für das, was uns in den nächsten 45 Minuten erwartet. Eine Art IZZ light – zwar emotional ähnlich tiefgehend und packend, aber musikalisch befreit vom bandeigenen schwelgerischen Bombast und den ausschweifenden Instrumentalpassagen.
Unterstützt wird JOHN GALGANO auf seinem Album nicht nur seiner Lebenspartnerin und Sängerin Laura Meade, die mit einer wunderschönen Stimme gesegnet ist, sondern auch von seinen IZZ-Kollegen, die immer wieder gelungene Soli und Schlagzeug-Spuren beisteuern. Lediglich sein Bruder Tom ist nicht mit von der Partie.
Die meisten Songs sind mit einer Spielzeit von unter vier Minuten erstaunlich kurz gehalten. Auf sehr kleinen Raum gibt es hier Musik und Emotionen in ihrer konzentriertesten Form. Lediglich mit dem 19-minütigen „1000“ bricht der IZZ-Bassist aus diesem Muster aus. Der Longtrack darf wohl mit Fug und Recht als das Kernstück der Platte bezeichnet werden und besticht nicht nur durch vielschichtige Stimmungen, sondern auch durch einige schräge Instrumentalpassagen, die Erinnerungen an King Crimson wecken. Einen Hit im ursprünglichen Sinne des Wortes sucht man hier vergeblich, aber „Bigger On The Inside“ erfüllt mit seinem einprägsamen Refrain wohl am ehesten diese Funktion.
Ansonsten gilt: Herz öffnen und zuhören. In all den kleinen, leisen Songs gibt es eine Menge zu entdecken. Wer sich auf die introvertierte und intime Stimmung der Platte einlässt, wird mit Musik belohnt, die dem Hörer begegnet und mit ihm kommunizieren möchte – ganz so, wie es der Albumtitel bereits suggeriert. „Real Life Is Meeting“ ist übrigens ein Zitat aus einem bedeutenden Werk des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber: „Ich und Du“ (engl. „I And Thou“). Wer das musikalische Wirken von JOHN GALGANO aufmerksam verfolgt, wird sicher wissen, dass er dieses Jahr auch auf dem Debütalbum von Renaissance-Keyboarder Jason Hart gespielt hat, das unter eben jenem Banner „I And Thou“ erschien. Es liegt doch sehr nahe, dass sich die beiden Musiker hier gegenseitig inspiriert haben. Und das ist gut so – denn „Real Life Is Meeting“ gehört genauso wie das diesjährige IZZ-Album „Crush Of Night“ und der Erstlink von I And Thou zu den (emotional) schönsten Platten des Jahres. Ein echter Geheimtipp, der erst nach einiger Zeit seine wahren Qualitäten preisgibt.
Wertung: 8.5 / 10