Review Jolly – The Audio Guide To Happiness (Part II)

Zwei Jahre nach „The Audio Guide To Happiness (Part I)“ legen die amerikanischen New Artrocker JOLLY pflichtbewusst und wie angekündigt den zweiten Teil ihres Konzeptwerks vor. Das Album schließt nahtlos an den Vorgänger an: Gleich zu Beginn führt uns die bereits von Teil I bekannte „Psychologin“ wieder mit einigen Anweisungen ins Geschehen ein und im Verlauf der Platte begegnen uns auch ein paar Melodien aus Teil I. Stilistisch mixen die vier Jungs nach wie vor brettharte Metal-Gitarren mit nicht allzu komplexem New Artrock und düsteren Ambient-Soundscapes, sodass die beiden Einzel-CDs wirklich eine geschlossene Einheit bilden. Eigentlich ist damit alles gesagt, was gesagt werden muss.

JOLLY haben mit dem ersten Teil des „Audio Guide To Happiness“ die Messlatte sehr hoch gelegt. Das Schöne ist: Sie schaffen es, diese hohen Erwartungen an Teil II zu erfüllen, auch wenn sie sie vielleicht nicht übertreffen können. Der erste Hördurchgang des neuen Werks mag für Kenner der Band nicht mehr ganz so beeindruckend sein wie der Erstkontakt mit dem Vorgänger. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass der waghalsige und rasante Stilmix jetzt nicht mehr so frisch und neu klingt. Wenn ihr die Band allerdings erst „The Audio Guide To Happiness (Part II)“ kennenlernt, dann darf euch das herzlich egal sein: Euch erwartet ein unheimlich spannendes, extrem dichtes Konzeptwerk, das spätestens mit dem zweiten oder dritten Hördurchgang nicht nur fasziniert, sondern auch begeistert. Kompositorisch kommt die Platte jedenfalls noch einen Tick runder, abwechslungsreicher und ausgefeilter als Teil I daher. Als Beleg dafür kann man beispielsweise die Dudelsack-Klänge in „As Heard On Tape“ oder die Discobeats in „Aqualand And The 7 Suns“ nennen.

Und selbstverständlich kommen JOLLY ihrem Ziel, uns alle glücklich zu machen, auch selbst näher: Das letzte Drittel der Platte, allem vor an „Lucky“, tönt wesentlich lebensbejahender, freundlicher und heller als alles, was die Jungs zuvor veröffentlicht haben. Natürlich bleibt die Band dabei ihrem leicht psychotischen Sound treu und spielt nicht plötzlich Happy Metal. Entspannung und Zuversicht machen sich zumindest ein Stück weit aber auch musikalisch breit – und das überträgt sich unweigerlich auf den Hörer. JOLLY werden mit dem vorliegenden Werk problemlos ihre Fangemeinde ausbauen und hoffentlich größere Bekanntheit erlangen können. Verdient haben sie es allemal.

Wirklich spannend wird es allerdings mit der Veröffentlichung des nächsten Albums – dann nämlich entscheidet sich, ob die Combo ihren eh schon ideen- und variatenreichen Sound noch weiterentwickeln kann oder im eigenen Soundkosmos gefangen ist. Bis dahin unterhält die aktuelle Platte all diejenigen vorzüglich, die Spaß mit den beiden Vorgängern hatten oder Prog gern atmosphärisch dicht, düster und verhältnismäßig hart mögen. Wer Devin Townsend, Pain Of Salvation oder Anathema liebt, dürfte auch hieran Gefallen finden.

„Congratulations – you are now happy“ heißt es am Ende der Scheibe – und das stimmt: .„The Audio Guide To Happiness (Part II)“ ist das bisher kreativste und beste Album von JOLLY.

Anspieltipps: Firewall, Despite The Shell, The Grand Utopia

Wertung: 9 / 10

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