Review Karnivool – Asymmetry

Mit ihrem 2009er-Album „Sound Awake“ gelang den australischen Alternative-Proggern KARNIVOOL der Durchbruch – in ihrem Heimatland stieg die Platte direkt auf Platz 2 der Longplay-Charts ein, während sie hierzulande von der Fachpresse mit Lob überschüttet wurde. Der nun erschienene Nachfolger „Asymmetry“ zeigt die Band extrem experimentierfreudig und deutlich sperriger als noch vor vier Jahren. Der Wille zur Weiterentwicklung und Veränderung ist in jeder Sekunde zu spüren, macht „Asymmetry“ aber zu einer Herausforderung für den Hörer. Mehrere Durchläufe sind hier zweifellos nötig.

Stilistisch sind KARNIVOOL verwandt mit Bands wie Oceansize, Riverside oder A Perfect Circle. Sie verschmelzen kantigen Alternative Rock mit verspielten Prog-Elementen sowie psychedelischen und elektronischen Soundspielereien. Dabei kann es kurzzeitig auch mal harscher und härter zur Sache gehen, was aber durch ebenso viele Ruhephasen wieder ausgeglichen wird. Die Australier machen sehr eigenwillige und atmosphärische Musik, die vor allem vom überaus vitalen und aktiven Schlagzeugspiel Steve Judds und dem charismatischen Gesang von Ian Kenny lebt.

Kenny hat eine wunderschöne, sehr einfühlsame Stimme, die insbesondere in den getragenen Momenten ihre ganze Strahlkraft und Magie entfalten kann und dann in etwa mit Mariusz Duda von Riverside zu vergleichen ist („Aeons“, We Are“). Genau wie Duda kann aber auch Kenny vom einen auf den anderen Moment plötzlich aggressiver werden und mit effektiv eingesetzten Schreiausbrüchen überzeugen („The Refusal“).

Mit 14 Songs und einer Gesamtspielzeit von 67 Minuten hat die Platte nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ einiges zu bieten – zumal KARNIVOOL hier Musik präsentieren, die lange Spaß macht, wenn man einmal den Zugang dazu gefunden hat. Denn dann offenbart der kantige Sound der Band plötzlich eine ganz neue, emotionale Komponente, die noch lange nachhallt. Auch wenn die ruhigeren, atmosphärischeren Momente der Scheibe mich mehr packen als die spröderen („Asymmetry“, „A.M. War“), so ergeben sie zusammen eine faszinierende Einheit, die nur zu Beginn der Hörerfahrung völlig gegensätzlich erscheint.

Insgesamt ist der Combo mit ihrem dritten Album ein großer Wurf gelungen, den Fans von Oceansize, Riverside oder Artverwandtem nicht verpassen sollten. „Asymmetry“ präsentiert KARNIVOOL als sehr reife Band.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert