KERBENOK existieren bereits seit 2000 und veröffentlichten bis heute zwei Demos und eine EP – mir war die Band bis heute zugegebenermaßen unbekannt. Jedenfalls wird jene EP nun neu veröffentlicht, nachdem die von der Band selbst vertriebene Erstauflage 2007 schnell ausverkauft war. „Der Erde entwachsen (Gewollte Wunden)“ heißt das gute Stück. Die Band besteht übrigens eigentlich nur aus Stefan Drechsler und Christopher Duis, für die Aufnahme bzw. Live-Gigs werden aber auch noch ein gewisser Amier und ein gewisser Marko herangezogen.
„Das kalte Feuer“ beginnt direkt mit stimmigem Gitarrenspiel und gelungener Perkussion, alsbald gesellen sich Querflöte und Flüsterstimme hinzu. Erst nach knapp zwei Minuten wird man erinnert, welche Musik hier gespielt wird, indem man nun in Black Metal-Manier losbricht. Erfreulicherweise nimmt man sich aber die Zeit, Geschwindigkeit erst aufzunehmen, was schonmal deutlich gegen die stoische Monotonie verstößt, die andere Bands dieses Sektors so gerne zelebrieren. Danach bewegt man sich in heftigem Mid-Tempo, wobei die Riffs sehr abwechslungsreich und abschnittsweise melodisch ausfallen. Gesanglich, bzw. gekreischlich (ouch) ist alles im grünen Bereich, im Vergleich zum Otto-Normal-Krächzer wirkt Stefan Drechsler noch etwas kräftiger. Nach etwa zwei Dritteln des 9-Minüters wird dann auf kalte, beklemmend wirkende Gitarren gesetzt, wie man sie ähnlich bei Helrunar findet. Danach wird noch einmal auf komplett akustische Darbietung umgeschwenkt, bevor man abermals losbrettert, diesmal schneller und von im Hintergrund gehaltenem Chorgesang begleitet. Ähnlich kann man sich auch „Der Erde entwachsen“ und „Der Fall“ vorstellen, obgleich ersteres vom Riffing insgesamt etwas vetrackter ausfällt und zweiteres sich wiederum mehr auf die akustischen Parts verlässt.
Atmosphärisch funktioniert die Scheibe über weite Strecken wirklich gut, was durch die (für diese Verhältnisse) im Überfluss vorhandene Abwechslung nur gefördert wird. Tatsächlich findet man auch später auf der EP noch häufig Stimmungen, die so auch von Helrunar kreiert hätten werden können, wobei KERBENOK meist noch etwas rauer und ungeschliffener, aber komplizierter zu Werke gehen, wogegen Helrunar ja doch mit nachvollziehbaren, klaren Songstrukturen aufwarten. Als einzigen Kritikpunkt kann man wohl ins Feld führen, dass die Wechsel zu den akustischen Spielereien (und wieder zurück) atmosphärisch schlecht vorbereitet werden. Von dynamischer, akustischer Gitarre direkt zu verstörendem Black Metal, das zählt zu der Sorte von Übergängen, die nicht so recht funktionieren wollen. Außerdem wirkt das Ende von „Der Fall“ doch ein wenig eintönig und fast nervig.
Alles in allem überwiegen aber die überzeugenden bis begeisternden Stellen (dies vor allem, wenn dramatisch wirkende Elemente integriert werden) auf dieser leider nur 23-minütigen EP. Empfehlen kann ich „Der Erde entwachsen (Gewollte Wunden)“ allen, die noch nicht vollends durchgekautem, abwechlunsgreichem Black Metal nicht abgeneigt sind, im Prinzip sollte also jeder zumindest mal reinhören. KERBENOK machen ihre Sache wirklich mehr als gut und ich freue mich auf das Full-Length-Album, das voraussichtlich im August über Northern Silence veröffentlicht werden soll.
Keine Wertung