KERBENOK machen keine halben Sachen: Die Band löste sich im Juli 2008 bereits zum zweiten Mal auf. Bis Juni 2009 zumindest, dann wollen sie nämlich wieder zusammen kommen und ihr zweites Album aufnehmen. Radikal, ja, aber wenn man schon bei der Auflösung weiß, wann’s weiter geht… pöh, langweilig. Wäre ich ein weniger netter Mensch könnte ich jetzt darüber unken, ob der Verfasser des Promo-Schriebes noch nie den Terminus „auf Eis legen“ gehört hat, aber gut, haben sie sich halt aufgelöst, soll mir recht sein. Ihre erste CD „O“ ist trotzdem im November 2008 auf den Markt gekommen (quasi posthum dann?) und darüber, also über die Musik der Schleswig-Holsteiner im Allgemeinen, weiß der Zettel auch so einiges zu berichten. Eine Mischung aus Black Metal mit Elementen aus Thrash, Death, Doom und Folk soll uns hier geboten werden und das mit einer tief verwurzelten positiven Einstellung (wozu wird aus den Zeilen nicht ganz klar, also gehen wir einfach mal von „allgemein“ aus). Soso, aha. Und um die Konfusion der Menschheit und das „Große Selbst“ geht es bei KERBENOK. Wenn man sich so die Besetzungsliste anschaut, dann ließt sich das auch schon angemessen beeindruckend. Aber ob die tatsächliche Musik das halten kann?
Wenn ich hier jetzt meinen allerersten Höreindruck wiedergeben müsste, dann wäre meine Antwort wohl ganz klar: „Nein, ihr spinnt wohl.“ Denn wirklich spektakulär ist an „O“ auf den ersten Lauscher nur wenig. Los geht’s mit dem Intro „Aus der Stille…“, das sich zwei Minuten auf derselben Melodie ausruht. Es gibt Bands, die schaffen es sogar noch längere Lieder aus demselben Riff zu schreiben, die den Hörer bei der Stange halten können. KERBENOK gehören nicht dazu. Viel zu schnell hat sich das Ding totgehört, die Steigerung des Ganzen geht mit dem Holzhammer vonstatten. Das Intro ist langweilig geworden, noch bevor es zum ersten Mal verklingt. Und auch der tatsächliche Opener „Heimstatt in Trümmern“ hört sich nicht halb so besonders, interessant, innovativ oder sonstwie an, wie er es sich gerne wünschen würde. Schlecht ist der Song nicht, aber schlicht und ergreifend langweilig. Zu lange ruhen die Schleswig-Holsteiner sich auf denselben Riffs und Gesangslinien aus, der Refrain ist sogar richtig daneben geraten. Und fatalerweise ist das Ding dann auch noch gute 13 Minuten lang und… wie angedeutet passiert in dieser knappen Viertelstunde so gut wie nichts. Der Song entwickelt sich einfach nicht richtig, die einzelnen Soundschnipsel, die hier zu einem Lied verarbeitet wurden, harmonieren nicht gut, es klingt mehr so, als ob sich verschiedene Parts abwechseln, als dass sie zu einem Lied zusammengefasst worden wären. Gutes Einschlafmaterial ist der Song, aber das ist nun kein Qualitätsmerkmal.
Und so geschah es mir auch bei den ersten paar Hördurchläufen, schon beim ersten Track verlor die CD mich und plätscherte fortan als leidlich unterhaltsame Hintergrundbeschallung dahin, von dem im Promoschrieb angedeuteten Anspruch der Musik war nichts mehr übrig. So verschlief ich quasi im wachen Zustand die nächsten paar Songs, aber wirklich verpasst hab ich da nicht viel, kann ich jetzt nach intensivem Hören sagen. Der Anfang von „Im Kreise ziehen wir unsere Runden“ (den würde ich übrigens gern zum korektesten und gleichzeitig nichtssagendsten Songtitel des Jahres wählen) ist zwar schon besser, aber wirklich Großes wird hier auch nicht geleistet. Erst das kurze Zwischenspiel „Waldfrieden“ leitet zum „guten Teil“ der CD über. „Frihet er Våres“ beginnt zwar etwas merkwürdig (das Intro würde meiner Meinung nach besser zu Subway to Sally oder Kollegen passen, aber gut), mausert sich aber endlich zu einem halbwegs mitreißenden Song, vor allem wohl, weil er sich endlich mal die Stärken der etwas unausgereiften Produktion zu Nutze macht und vor Allem auf Melodie setzt. Ungefähr hier war es auch, als ich bei meinen ersten Hördurchläufen wieder „aufwachte“ und mich fragen musste, ob das denn wirklich noch dieselbe CD ist.
Versteht mich nicht falsch, auch die zweite Hälfte von „O“ bleibt hinter den vom Promozettel geschürten Erwartungen zurück, hier wird handwerklich sauber gearbeitet und endlich beweisen die Jungs und Mädels auch, dass sie ordentliche Songs schreiben können, aber brilliant ist immer noch anders. Es gibt ein paar recht große Augenblicke, das Einsetzen des weiblichen Gesangs in der Mitte von „Verstandes Klinge“ zum Beispiel, aber die sind leider auch zu rar gesät, um die Schlappe am Anfang der CD wieder wett zu machen. So bleibt KERBENOKs Debut eine relativ zerfahrene Sache, die man am Besten in eine langweilige und eine ambitionierte aber nicht völlig ausgereifte Hälfte gliedern kann. Für eine gute CD reicht das in meinen Augen nicht, aber das Potential für Verbesserung ist auf jeden Fall da.
Wertung: 5.5 / 10