Review Kerretta – Saansilo

Neuseeland. Die kleine Insel in der Nähe Australiens ist nicht gerade das, was man einen Exportgiganten für Rockmusik nennen würde. Vielmehr kommen Begriffe wie Schafe, Herr der Ringe oder Rugby in den Sinn. In diesem dünn besiedelten Land gibt es ganz offensichtlich sogar soviel Platz, dass der englische Begriff „Space“ in der Musik von KERRETTA aus dem neuseeländischen Kingsland direkt seine zweite Bedeutung entfaltet, und „Saansilo“ in seinen knapp 42 Minuten über weite Strecken als instrumentale Space-Post-Rock Oper durchgeht. Mit dem Unterschied, dass im Weltall keine Geräusch zu hören sind, und der Sturm den KERRETTA entfachen wuchtig aus den Boxen knallt.

Das Rad erfinden KERRETTA auf ihrem zweiten Album sicherlich nicht neu, vielmehr haben es sich die Neuseeländer irgendwo zwischen Mogwai, God Is An Astronaut, Russian Circles und And So I Watch You From Afar gemütlich eingerichtet. Dass sie ihr Handwerk allerdings beherrschen und ihre Sache mehr als nur gut machen, zeigt die Nominierung ihres Erstlings „Vilayer“ für den Taite Price, welcher das neuseeländische Pendant zum deutlich bekannteren und sehr prestigeträchtigen Mercury-Preis darstellt. Umso erstaunlich ist dies, da die Musik die dem Hörer auf „Saansilo“ entgegenschmettert sicherlich nicht jedermanns Sache ist.

Neben der Atmosphäre, die durch Phaser-ähnliche Geräusche sowie häufig sehr hoch gespielten Gitarrenmelodien an diverse Weltraumshooter erinnert und seelige Atari-Zeiten herauf beschwört, sind es vor allem das mitreißende Tempo und die packenden Rhythmen, welche zu begeistern wissen. Bis auf einzelne Momente bewegt sich die Geschwindigkeit der Songs oft am Anschlag, Verschnaufpausen gibt es keine. Der Bass ist oft verzerrt, das Schlagzeug leicht verhallt, dabei immer druckvoll, die Gitarren schwirren wie Laserstrahlen durch die Luft – und doch erinnert hier wenig an das Post in Post-Rock. Vielmehr haben KERRETTA eine packende Instrumental-Rock Platte from Outer Space eingespielt.
Auch wenn auf die gesamte Dauer der Sound leider etwas ermüdend wirkt, ändert das nichts daran, dass „Saansilo“ enorm viel Spaß macht und einen Anstoß bildet ein Auge auf die neuseeländische Musikszene zu werfen.

Wertung: 7 / 10

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