Review Kids In Glass Houses – Dirt

  • Label: Roadrunner
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Rock

Vom Kerrang! Magazin als einer der heißesten Newcomer des Planeten ernannt zu werden kommt in der Regel nicht von Ungefähr – so durften sich KIDS IN GLASS HOUSES in ihrem Gründungsjahr 2007 auch durchaus etwas darauf einbilden, als ihnen diese Ehre zuteil wurde. Kein Wunder also, dass die jungen Südwaliser schnell eine beachtliche Fanbase um sich versammeln konnten und darüber hinaus zu einem der angesagtesten britischen Acts der letzten Jahre heran wuchsen. Nun erschien Anfang August „Dirt“, das bereits zweite Album über Roadrunner Records – und strebt nach noch Höherem.

Tatsächlich kommt man anhand des Openers „Artbreaker I“ nicht umhin, der jungen Formation ein beachtliches Gespür für ganz große Refrains zu attestieren – zumal Frontmann Aled Philips seinen über weiteste Strecken engelsgleichen Klargesang auch in ansatzweises Röhren abdriften lässt. Genretypische Indie-Gitarren versprühen das britische Inselflair und lassen keinen Zweifel daran, dass KIDS IN GLASS HOUSES den großen Brit-Rock-Legenden den Kampf angesagt haben.
Philips darf durchaus von sich behaupten, eine Stimme mit Wiedererkennungswert zu haben, was auch durch „The Best Is Yet To Come“ unterstrichen wird. Melodische Lead-Gitarren weichen die Atmosphäre ein klein wenig auf, was sich mit „Sunshine“ und vor allem „Matters At All“ noch steigern lässt. Hier wird von ganz großen Gefühlen gesungen, stellenweise drängt sich einem der Herzschmerz gerade zu auf. Dass die Waliser bereits mit Bands wie Lostprophets, Manic Street Preachers und 30 Seconds To Mars tourten, wundert nicht. Vor allem zu letzterer Truppe lassen sich musikalische, vor allem aber gesangliche Vergleiche ziehen, Philips erinnert nicht selten an deren Sänger Jared Leto. Nachdenklicher Pop-Punk sickert hier und dort durch, während es gesanglich auch gerne Ausflüge in höhere Gefilde gemacht werden – und das erfolgreich, wie man meinen will.
„Youngblood (Let It Out“) ist dann genau so ein Song, mit dem es KIDS IN GLASS HOUSES gelingt, größere Clubs und Konzerthallen mit Leichtigkeit zu füllen und vor der Bühne viele kreischende Teenies zu versammeln. Schade nur, dass die zweite Hälfte von „Dirt“ damit leider nicht mehr mithalten kann, die Qualität mit „Lili Rose“ und „Givin‘ Up“ vorerst deutlich abfällt. Vielleicht kommt hier ein Hauch zu viel Berechnung ins Spiel, vielleicht ist hier der Wille, zwingend radiotaugliche Songs zu schreiben zu groß. Auf jeden Fall geht dem Quintett genau das verloren, was die Scheibe bisher eigentlich so hörenswert gemacht hat: Die Energie, die den Hörer sofort vom Hocker reißt. Erst mit den beiden Schlusslichtern „Hunt The Haunted“ und der „Artbreaker“-Fortsetzung „Artbreaker II“ wird wieder Fahrt aufgenommen und gezeigt, wie gut KIDS IN GLASS HOUSES klingen können, wenn sie wollen.

„Dirt“ ist und bleibt aber ein Album, das mich aus genannten Gründen nicht vollkommen von sich und seinen Machern überzeugen kann. Zu gravierend sind die Mängel, die sich in der zweiten Hälfte des Silberlings einstellen, mehr Langeweile als Wiedererkennungswert verbreiten. Manchmal kann man sich nicht entscheiden, ob die Melodien bittersüß oder zuckersüß sind, zumal hierbei beides nah beisammen liegt. KIDS IN GLASS HOUSES lassen stellenweise durchsickern, warum sie als so bedeutender Newcomer-Act gehandelt werden, können diesem Ruf aber nicht über die volle Länge gerecht werden. Schade zwar, aber bei dieser jungen Band kann man sich eigentlich sicher sein, dass in Zukunft noch sehr viel Hörenswertes von der Insel kommt.

Wertung: 6 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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