Review King – Reclaim The Darkness

Bei Titeln wie „Reclaim The Darkness“ und blau-grauen/schwarzen Berglandschaften als Albumcover mag man zunächst an norwegischen Trve Black Metal denken. KING jedoch, die genau dieses Album nun als Debüt veröffentlicht haben, kommen aus dem eher sonnigen Australien. Und mit trvem Black Metal hat das, trotz der vollkommen darauf hinweisenden Aufmachung, so gar nichts zu tun.

Effektiv kann man sich die Musik von KING ein bisschen so vorstellen wie eine Mischung aus Viking Metal, dem melodischen Black bzw. Death Metal der späten Dissection und den klassischen Midtemposongs von Amon Amarth, nur statt als eher kitschige, geradlinig gespielte Melodic-Death-Variante hier mit einem etwas schwarzmetallischeren, betrübteren Touch und interessanterem Instrumentalgeplänkel, das ohne übertrieben perfekte Produktion auskommt. Klingt doch von der Idee her gar nicht verkehrt, möchte man da zunächst meinen. Und tatsächlich erschaffen KING auf dem Album unzählige tolle Momente, sei es beispielsweise die wunderschön melancholische Atmosphäre zu Doublebass-Teppichen in „Night Sky Abyss“ oder das gelungene Intro des Titeltracks, bei dem eine triste Gitarrenmelodie über Cleangitarren eine sehnsüchtige Stimmung erzeugt. Demgegenüber stehen aber leider auch immer wieder Abschnitte und Ideen, bei denen man sich ernsthaft fragt, was KING sich dabei gedacht haben. Bestes Beispiel hierfür ist ein ganz furchtbares Sologitarrenlick im letzten Viertel des ansonsten eigentlich recht gefälligen Opener „Cold Winds“, welches nach einer musikalisch vollkommen ungeeigneten Anfängertechnikübung für Gitarristen klingt.
Das ist jedoch leider nicht das einzige Problem von „Reclaim The Darkness“. Obwohl objektiv betrachtet zwischen den einzelnen Songs und deren Riffs und Melodien definitiv genug Abwechslung vorhanden ist, um die Songs auseinanderhalten zu können, stellen sich aufgrund des ständigen mittleren Tempos und der viel zu oft triolischen Rhythmen schnell eine gewisse Monotonie und Langeweile ein, die dann immer nur stellenweise durch besonders gelungene Momente aufgebrochen werden können. So dümpeln Songs wie „My Destination The Stars“ oder der Abschlusssong „One World One King“ eher spannungsarm vor sich hin. Definitiv schade, denn ansonsten hätte „Reclaim The Darkness“ als zweifellos musikalisch anspruchsvollere, atmosphärischere und spannendere Alternative zu Amon Amarth durchaus taugen können. Gerade was das Schlagzeugspiel angeht, können KING dabei mit immer wieder aufblitzendem Detailreichtum punkten, der ihrer Musik einen weniger maschinell-perfektionierten, dafür aber natürlicheren Klang verleiht. Die kräftige und klare Produktion kommt den Australiern ebenfalls sehr zugute. Mit dem Image, das ihre Platte durch Cover und Songtitel erzeugt, tun sie sich dagegen keinen großen Gefallen. Natur- und Landschaftstitel wie „Cold Winds“, „Winter Sons“ oder „Black North“ kann im Jahre 2016 auch kaum noch jemand hören und ernst nehmen. Im Norden nichts Neues…

Zu den KINGs ihres Genres hat sich die Truppe mit „Reclaim The Darkness“ nicht gerade gekrönt. Nichtsdestotrotz macht die Platte größtenteils wirklich Spaß und steckt voller schöner Melodien und atmosphärischer Momente. Ihr ganzes Potential hat die Band dabei aber noch lange nicht ausgeschöpft. Das ist bedauerlich, kann sich ja aber mit zukünftigen Veröffentlichungen noch ändern, die musikalischen und technischen Fähigkeiten sind definitiv vorhanden. Kein unbedingtes Must-have, als Band aber auf jeden Fall interessant genug, um sie mal im Hinterkopf zu behalten.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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