(Doom / Black Metal / Post Hardcore) Man stellt sich den Begriff der Post-Apokalypse ja immer irgendwie so vor, wie er auch medial vermittelt wird: Meistens eine düstere, durch Atomwaffen oder andere Unglücke zerstörte, weitestgehend zur Einöde und Wüste verfallene Welt, rauchende, verkohlte Ruinen, einzelne, nur noch mit Lumpen bekleidete Gestalten mit ausgedünnten, grau geworden Haaren – nicht gerade die schönste Vorstellung. Dass damit einhergehend dem Chaos die Tür geöffnet wird und sich die letzten Überlebenden selbst dezimieren, in einem wahren Blutrausch alles niedermetzeln, was sich ihnen in den Weg stellt, ist die traurige Kehrseite der Auflösung jeder von Menschenhand geschaffenen Ordnung. Wie soll man ein derartiges Szenario am besten vertonen? Entweder durch bedrohlich wabernde Klänge – oder aber durch zerstörtes, aggressives, hasserfülltes und verzweifeltes Anbrüllen gegen das Ende der Welt. LAKEI aus Bergen in Norwegen haben sich für die zweite Variante entschieden.
Nach dem düsteren Einstieg, in welchem Sludge-Gitarren und ein schleppendes Schlagzeug die Urteile der Nürnberger Prozesse gegen die Nazi-Chefetage untermalen, schießt plötzlich eine heißere, gegrowlt-geschriene, an Death Metal erinnernde Stimme aus dem Nichts hervor, die alles und jeden niederbrüllt. Absolut verzerrte und restlos kaputte Gitarren und ein wild um sich prügelndes Schlagzeug untermalen diesen Musik gewordenen Hass und verdeutlichen die Grundstimmung des Albums perfekt. Die rohe Gewalt von „Sarkofag“ wird auf Albumlänge immer wieder unterbrochen, sei es durch eine von flächigen Gitarren erzeugte bedrohliche Atmosphäre wie in „Budbringer“, durch sich blutend durch die Wüste schleppende Doom-Brecher wie „Despot“, durch Black-Metal-Blastbeats und Riffs wie im Titeltrack oder durch Post-Hardcore/Crust-Punk-Ohrfeigen wie in „Ansikter“. Trotz der permanent negativen Grundstimmung und wenig Abwechslung im Gesang wird ein breites Spektrum angepisster und bedrohlicher Musik serviert, in einen rostigen Mixer geworfen und mit Rasierklingen und Spiritus angereichert, in ein zerbrochenes Glas geschüttet und auf Ex die Kehle hinuntergestürzt. Dieser Sound wird vom stimmigen Cover-Artwork von Santiago Armengod, seines Zeichens auch für Bands wie Kylesa oder Lamb Of God verantwortlich, stimmig unterstützt.
Trotz des breiten musikalischen Spektrums wirkt „Konspirasjoner“ über seine gesamte Spielzeit vor allem aufgrund der geringen Abwechslung im Gesang auf Dauer etwas zu eintönig. Die Songs selbst bewegen sich trotz kleiner Ausreißer weitestgehend auf Mid-Tempo-Level und verzichten weitestgehend auf Melodien. Die kaputten Gitarren untermalen die Musik zwar stimmig, klingen in manchen Momenten aber leider ein wenig zu drucklos. Prinzipiell machen LAKEI auf ihrem starken Debüt-Album vieles richtig, um restlos begeistern zu können, fehlt allerdings das gewisse Etwas. Falls die Welt am Ende des Jahres noch existieren sollte, können sich die vier Norweger weiter daran versuchen, ihre Endzeit-Visionen auszubreiten – vielleicht würde eine tatsächlich eingetretene post-apokalyptische Welt allerdings noch besser als Inspiration dienen. In welche Abgründe einen die bereits jetzt bis zum äußersten nihilistische Musik dann allerdings werfen würde, sollte man besser nicht genauer bedenken.
Wertung: 7.5 / 10