Review Lazarus A.D. – The Onslaught

  • Label: Metal Blade
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Thrash Metal

Das Bekannteste, was die knapp 100.000 Einwohner zählende Stadt Kenosha in Wisconsin, USA, bisher hervorgebracht hat, dürfte mit Sicherheit der Major League-Baseballspieler und spätere Trainer Ray Berres gewesen sein, der vor zwei Jahren kurz vor seinem 100. Geburtstag starb. Verfasst sind diese Zeilen ganz bewusst deshalb in der Vergangenheit, weil seit dem Jahre 2005 Unruhe in der beschaulichen Stadt herrscht: da gibt es nämlich eine vierköpfige Thrash Metal-Band, die es sich zur Aufgabe gemacht zu haben scheint, sowohl die US-amerikanische als auch europäische Metal-Szene auf den Kopf zu stellen. Nach nur einer Demo mit drei Songs bekamen LAZARUS A.D. (früher nur „Lazarus“, da man rechtliche Scherereien mit gleichnamigen Bands vermeiden wollte aber bald der Zusatz A.D.) im Sommer 2006 das Angebot, als direkter Support für die Thrash-Titanen Anthrax in Milwaukee auf die Bühne zu gehen – der Startschuss für einen großen Karrieresprung. Nach Touren im Herbst ging es dann 2007 endlich ins Studio One, um dort unter den Augen von Chris Djuricic (Soil, November’s Doom, Michael Angelo Batio – Aufnahme und Engeenering) und James Murphy (ex-Death, Testament – Mastering) ihr erstes Album „The Onslaught“ einzuspielen. Als dann im Frühjahr 2008 das Telefon klingelte und Metal Blade den Newcomern einen Record-Deal anbot, schien das Schicksal von LAZARUS A.D. besiegelt: ihren Thrash Metal in die Welt zu tragen.

Schnell wurde James Murphy abermals verpflichtet, dieses Mal um die Scheibe zu remixen und für den weltweiten Vertrieb vorzubereiten. Gesagt, getan.
Der 10 Tracks starke Langspieler „The Onslaught“ hält, so viel sei schon verraten, fast alle Versprechen. Während Nummern wie „Last Breath“ und „Every Word Unheard“ auch dann nochmal einen Gang hochschalten, wenn man denkt, dass die höchste Stufe schon erklommen wäre, grooven „Thou Shall Not Fear“, „Who I Really Am“ (vor allem mit seinen interessanten Rhythmus-Wechseln) und „Damnation For The Weak“ einfach nur ohne Ende. Dominierend ist dabei das Spiel auf dem Sechssaiter von Lead-Gitarrist Dan Gapen, der außerdem die Background-Vocals übernimmt. Durchgehend im Up-Tempo gehalten lässt „The Onslaught“ wenig Zeit zum Verschnaufen und die Double Bass-Attacken werden vor jeder Bühne für das pure Entsetzen unter den nicht-Moshern und -Bangern sorgen.
Als besonders gelungen können „The Onslaught Pt. 1 – Revolution“ und „The Onslaught Pt. 2 – Rebirth“ bezeichnet werden, bei denen brutale Breakdowns und sowohl technisch als auch kompositorisch ausgefeilte Gitarrenläufe ersteren ausmachen, beide aber durch den Gesang imponieren. Noch dazu geht es auf „Absolute Power“ auch noch angenehm rotzig zu, nachdem „Lust“ mit seinem granit-harten Riff-Brett zuvor die Nackenwirbel zerbrochen hat.

Fazit: LAZARUS A.D. wollen nicht mit der noch immer nicht verebbenden Retro-Thrash-Welle mitschwimmen und haben damit eine verdammt gute Entscheidung getroffen. Stattdessen bringen es die jungen Amerikaner irgendwie fertig, klassische Thrash-Trademarks (und nicht überhörbare, wenn auch absolut nicht störende Exodus-Anleihen) zur heutigen Zeit passend umzumodellieren. „Modern Metal“ hierfür als Stilbezeichnung zu wählen, würde aber dennoch einen guten Schritt zu weit gehen. „The Onslaught“ hat von James Murphy einen sehr zeitgemäßen Sound verpasst bekommen, besticht durch die Produktion und schafft außerdem das Kunststück, auf eine angenehme Art und Weise gleichzeitig vertraut-traditionell und modern und frisch zu klingen. Platz nach oben ist vorhanden, Steigerungspotenzial ebenfalls – deswegen tut man in Zukunft wohl gut daran, genau hinzuhören, wenn der Name LAZARUS A.D. fällt.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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