Review Lifesigns – Lighthouse

Die britische Progband LIFESIGNS mag in der Rockszene noch gänzlich unbekannt sein, ihre Mitglieder sind es jedoch ganz und gar nicht: Bassist Nick Beggs war vor kurzem auf Tour mit Steven Wilson (Porcupine Tree) und in den 90ern bei den Folk-Proggern Iona aktiv. Drummer Martin Beedle spielte in den 80ern mit Cutting Crew ihren Megahit „(I Just) Died In Your Arms Tonight“ ein. Und John Young – Keyboarder, Sänger und auch hauptverantwortlich für das Songmaterial – hat schon mit allem zusammengearbeitet, was in der (Prog-)Rockszene Rang und Namen hat: Mit Fish, Asia, Bonnie Tyler oder den Scorpions zum Beispiel. Allerspätestens, wenn in der Liste der Gastmusiker dann Namen wie Steve Hackett (Genesis), Thijs Van Leer (Focus) und Jakko Jakszyk (The Tangent/Robert Fripp) auftauchen, sollte die Neugierde eines jeden Prog-Freundes geweckt sein.

Und was diese Allstars auf ihrem Debütwerk abliefern, ist ein wahres Fest für alle Fans des neoprogressiven Wohlklangs. „Lighthouse“ bietet fünf überlange Kompositionen zwischen acht bis zwölf Minuten, die vor symphonischen Keyboards, traumhaften Gitarrensoli und schwebenden Melodien nur so strotzen. Das Album besticht durch eine wundervoll geschlossene, stimmige Atmosphäre und fantastische mehrstimmige Gesangsarrangements, die Erinnerungen an Yes aufkommen lassen. Musikalisch sind LIFESIGNS wohl am ehesten mit It Bites oder Unitopia zu vergleichen. John Youngs Sologesang, der perfekt zur Musik passt, erinnert mehr als einmal an John Wetton.

Schon der Opener „Lighthouse“ führt unweigerlich dazu, dass man den Rest des Albums hören will – eine sehr starke, episch-dramatische Einstiegsnummer mit viel Suchtpotenzial! Wenn LIFESIGNS allerdings nicht im symphonischen Bombast baden, spielen sie eher entspannt und ruhig auf, wie sogleich der Folgesong „Telephone“ beweist, der mit einem absolut hochmelodischen Ohrwurm-Refrain gesegnet ist. In „Fridge Full Of Stars“ fallen vor allem die stimmungsvollen Flötentöne von Thijs Van Leer auf, die die Nummer unheimlich lebendig machen und die Weite und Unbegreifbarkeit des Universums wunderbar vertonen. Dazu kann man ganz bestimmt toll Sterne gucken. „At The End Of The World“ hingegen trumpft nach einer sehr ruhigen ersten Hälfte mit einem 1A-Keyboardsolo auf, dass Marillions „Garden Party“ beerben könnte.

Wenn man LIFESIGNS eins vorwerfen kann, dann dass ihnen ein wenig die Ecken und Kanten fehlen und sie etwas zu midtempolastig musizieren. Auf„Lighthouse“ ist alles auf Atmosphäre und Fluss ausgelegt, harte Gitarren und harsche Brüche sind quasi nicht vorhanden. Am aufregendsten und hektischsten wird es sicher im Abschlusstrack „Carousel“. Die Instrumentalparts sind allesamt songdienlich und überwiegend einfach zugänglich, aber sehr geschmackvoll. Modern und innovativ ist hier ebenfalls so gut wie nichts, aber das soll keineswegs negativ gemeint sein. Die vier Herren haben sich ganz darauf konzentriert, das Feeling und die Romantik des Symphonic- und Neo-Progs zu reproduzieren – und das ist ihnen zweifellos sehr gut gelungen.

Fazit: „Lighthouse“ ist hervorragend produziertes Hörfutter für Prog-Tagträumer und Freude des musikalischen Wohlklangs – ganz egal ob ihr eher auf die Sympho-Kante der Marke Yes, die Keyboard-Teppiche von IQ oder den AOR-Pomp solcher Combos wie It Bites, Asia oder Unitopia steht. Ein tolles, liebevoll gemachtes Album!

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert